«Die Tempeltänzerin» von Terence Kohler
Knarzende Türen, leiernde Tonbandaufnahmen, der umgekippte Kopf einer Götterstatue und düstere Schattenspiele: Beginnt so ein klassisches Ballett, noch eins nach Marius Petipas berühmter «Bayadère»? Es liegt nah in diesem wehen Anfang von Terence Kohlers «Die Tempeltänzerin», den Verweis auf eine rostige Vergangenheit zu sehen. Zudem Cineastisches in der Luft liegt. Unweigerlich kommen laufende Bilder von schaurigen Schwarzweiß-Streifen in den Sinn. Beides hat seine Berechtigung und geht doch nicht auf.
Der Hauschoreograf am Badischen Staatstheater Karlsruhe hat sich viel vorgenommen. Er nimmt ein Stück Tanzgeschichte und bemüht sich mit Bezug auf den indischen Bollywood-Film um einen zeitgemäßen Blickwinkel. Das kann nicht aufgehen. Anleihen aus Bollywood eignen sich zur Dramatisierung und Unterhaltung. Mehr Aktualität bringen sie nicht ins exotisch-romantische Spiel, zumal der junge Australier nicht in die Vollen greift.
Delikate Ton-in-Ton-Abstufungen statt Farbenrausch, keine Live-Musik, kein Gesang, sondern Minkus’ Originalkomposition vom Band – wer es nicht im Programmheft gelesen hätte, wäre auf die Inspirationsquelle Bollywood kaum gekommen. Immerhin steigert der mit dem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Was heißt hier Liebe? Wenn Pina Bausch sich auf Geschlechterbeziehung einlässt, verstärkt sich mehr und mehr der Eindruck, man wohne einem Kunststück bei. Da ist Jorge Puerta Armenta, den Mund gespitzt. Doch Anna Wehsarg hält ihre Latte hoch. Erst als der Mann, das dressierte Tier, durch einen Reifen springt, treffen sich die scheinbaren Kontrahenten im Kuss. Nicht...
Rushhour in Moskau. Alle Räder stehen still. Die ohnehin schon engen Straßen sind zugeparkt – nicht von Leuten, die gerade mal kurz in einem der sündhaft teuren Geschäfte shoppen gehen oder sich in einem Café rund um den Theaterplatz einen Drink genehmigen, sondern von jungen Fahrern, die sich an diesem heißen Nachmittag bei laufenden Motoren dauerhafte Kühlung aus...
Ich jage ein Phantom. Seit Tagen, Wochen. Halte mich am Telefon zur Verfügung. Starre nervös auf mein elektronisches Postfach. Vergesse zu essen. Stattdessen unternehme ich endlose Streifzüge im virtuellen Dschungel. Was steht da über sie? Sie sei «transparent», «irreal», «übernatürlich», «entrückt», «ephemer», «ideal», «eine Verlockung», «die reine Perfektion»,...