Hitze in Moskau
Rushhour in Moskau. Alle Räder stehen still. Die ohnehin schon engen Straßen sind zugeparkt – nicht von Leuten, die gerade mal kurz in einem der sündhaft teuren Geschäfte shoppen gehen oder sich in einem Café rund um den Theaterplatz einen Drink genehmigen, sondern von jungen Fahrern, die sich an diesem heißen Nachmittag bei laufenden Motoren dauerhafte Kühlung aus der Klimaanlage verschaffen.
Wie überall in Europa stöhnt man auch in Moskau unter der drückenden Schwüle. Schwer, da zu arbeiten.
Doch der Baulärm hinter dem eingerüsteten Bolshoi lässt sich nicht überhören, und nebenan, auf der «Neuen Bühne», ist an diesem wie an den folgenden beiden Tagen der Teufel los: Der 15. Benois de la danse ist angesagt. Er gilt zwar als der Oscar des Balletts, allein die Begleitumstände lassen jeden Vergleich mit der amerikanischen Film-Trophäe gänzlich absurd erscheinen. Nichts ist wirklich vorbereitet – und obwohl die Eingeladenen ihre Beleuchtungspläne schon Wochen zuvor eingeschickt haben, nicht eine der gewünschten Lichteinstellungen wurde realisiert. Da gilt es angesichts der knappen Zeit Kompromisse zu schließen, und wer sich nicht wie die Solisten der Pariser Opéra der Rückendeckung ...
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Die spartenübergreifende Arbeit am Theater ist mal wieder in aller Munde:
1. Weil erfolgreiche Kollegen nach langen Jahren ihre Verträge aufkündigen, da ein neuer Intendant Einsätze des Ballettensembles in Musical und Operette verlangt, oder 2. Weil immer noch manche Intendanten argumentieren, der Tanz würde die Operette zu seiner Rechtfertigung brauchen.
Letzteres...
Jan Lauwers, renitenter belgischer Theaterchoreograf, wird mit 400 Seiten Buch geehrt.
NO BEAUTY FOR ME THERE WHERE HUMAN LIFE IS RARE heißt es. Das ist ein Zitat aus seinem Tanz um Camus’ Drama «Caligula» zur documenta X im Jahr 1997. Wie im Stück der Dichter Scipio dem römischen Diktator, antworten 28 Essayisten kritisch ihrem Wegbegleiter Jan Lauwers. Der liebt...