Aurélia Dupont - Vorbild
Die zierliche Gestalt, die das Fotoarchiv des Palais Garnier betritt, in dem sich Abzüge aus den letzten achtzig Jahren stapeln, ruft in der Besucherin sofort ein Bild wach: Duponts entwaffnende Schönheit erinnert an die ebenmäßig ernsten Züge der jungen Romy Schneider. Straff zurückgenommene dunkelblonde Haare lenken den Blick auf große, sprechende Augen und betonen das Purpurrot der Lippen, die sich hin und wieder zu einem sanften oder skeptischen Lächeln wölben.
Zwei Stunden lang bleibt Duponts Miene freundlich und doch distanziert genug, um die Begegnung als das zu charakterisieren, was sie ist – ein berufsbedingtes Gespräch, stre-ckenweise interessant für die Tänzerin, aber an einem Montag denkbar ungünstig gelegen.
Zu Wochenbeginn nämlich haben die Tänzer der Pariser Oper frei. Und Aurélie Dupont, seit 1998 zur Top-Equipe der Étoiles gehörend, hat allen Grund, lieber daheim zu bleiben. Im Mai 2008 ist Jacques geboren worden, ihr erstes Kind. Der Vater ist ein Kollege, Jérémie Bélingard, und naturgemäß sind beide Eltern in das Söhnchen vernarrt. Obwohl: «Wenn man tagaus, tagein nur mit den Kindern wäre, dann würde man sie abends vielleicht zum Fenster hi-nausbefördern.» Ein ...
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