zürich: erna ómarsdóttir: «teach us to outgrow our madness»
Das große wüste Frauending. Fünf Tänzerinnen ohne ausgleichendes Mannsbild rennen den Gender-Mainstream schnaufend über den Haufen. Ein Mann hat in dieser Geheim-gesellschaft nichts zu suchen. «Teach Us to Outgrow Our Madness» betet der Titel von Erna Ómarsdóttir stattdessen. Das höhere Wesen meldet sich aber erst am Ende, aus dem Off, tatsächlich ein Mann: «Ich bin ein guter Gott, ein verrückter, fremder Gott. Ich werde dich befruchten mit meinem rhythm stick.
Betet! Tanzt! Ihr sollt lächeln!» Als dann Heavy-Metal-Lärm einsetzt und die Tänzerinnen auf allen vieren ins Headbanging verfallen, gröhlt der Meister: «Willst du spielen?» Und befiehlt: «You’ve got to groove all night!» Die Girls sind bloß noch Chorus: «Show me, teach me, touch me, take me». Nimm mich.
Das ist natürlich so blöd, dass es schon wieder gut ist. Schließlich ist Erna Ómarsdóttir die Vorzeige-Isländerin unter den Choreografinnen, die Klischees derart zelebriert, dass sie sich jeder Diskussion entziehen und ihre eigenen wilden Kinder zeigt. Man kichert, und man fürchtet sich. Die Frauen sind anfangs vermummt, ohne Gesicht, schicke Stiefel an ihren Händen ragen in die Luft. Sie werfen Arme aus ihren Kleidern raus ...
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Tanz Januar 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 51
von Melanie Suchy
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