Tim Plegge
Ich war gerade auf meiner Terrasse und habe dort völlig die Zeit vergessen. Ja, die Zeit. Über das Phänomen der Zeit denken wir wohl jetzt gerade alle nach. Mit dem Diktat der Berührungslosigkeit hat diese letzte Zeit uns alle möglichen Ängste gebracht, Verunsicherung, tiefe Traurigkeit. Aber auch viele Tage der Isolation, um nachzudenken. Unter anderem darüber, wie zerbrechlich unsere hochentwickelte Zivilisation doch ist, und wie zerbrechlich eben auch das Theater.
Denn Theater ist Berührung und gemeinsamer Atem, aber eben dieses gemeinsame Atmen wird plötzlich zur Gefahr für alle Beteiligten.
Wir sind zum Luftanhalten gezwungen und kommen nicht umhin, uns zu fragen, wie lange wir das wohl schaffen, gemeinsam den Atem anzuhalten? Wie lange wir es schaffen, uns zu isolieren, eingeschlossen zu sein, abgegrenzt voneinander, eben ganz ohne Berührung, zurückgeworfen auf uns selbst und unseren Atem?
Es gab in der vergangenen Periode eine Zeit, da haben wir trotz der auferlegten Distanz versucht, uns in gemeinsamen Projekten zusammenzuführen, um eine gemeinsame Seele aufrechtzuerhalten. Um eine Form der virtuellen Berührung herzustellen. Dabei ging es aber eher um Beruhigung denn um ...
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Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Jahrbuch 2020, Seite 54
von Tim Plegge
Überall sind Klagen zu vernehmen, dass in der Öffentlichkeit nicht genug über Kultur geredet wird. Dass der oberste Kassenwart nicht ein paar Milliarden auf den Tisch haut und behauptet: Ein Euro (Kultursubvention) bringt vier zurück. In dieser Simplizität stand es in der «FAZ», die ich immer noch für ein seriöses Blatt halte. Im Ernst: Haben Sie schon jemanden...
New York, einer der Corona-Hotspots in den USA, ist seit Langem die nationale Metropole des Tanzes. Da die Kritikerin infolge der Pandemie die Stadt auch nicht verlassen konnte, hier ein chronologischer Überblick über das Geschehen zwischen Oktober 2019 und März 2020, als die Welt zusammenbrach.
«Bzzzz» von Caleb Teicher mit dem Beatbox-Genie Chris Celiz,...
Ich zitiere sehr häufig einen Satz aus Amin Maaloufs Buch «Le Dérèglement du Monde» («Die Auflösung der Weltordnungen»): In Krisenzeiten sollte man (viel mehr!) in Kultur, Wissenschaft und Bildung investieren, denn kreative Lösungen dürfen wir von den Banken nicht erwarten.
Das ist alles.
Weitere Antworten auf die Frage, was bestehen bleiben muss und was sich...