Rudolf Rach
Überall sind Klagen zu vernehmen, dass in der Öffentlichkeit nicht genug über Kultur geredet wird. Dass der oberste Kassenwart nicht ein paar Milliarden auf den Tisch haut und behauptet: Ein Euro (Kultursubvention) bringt vier zurück. In dieser Simplizität stand es in der «FAZ», die ich immer noch für ein seriöses Blatt halte. Im Ernst: Haben Sie schon jemanden gehört, der bedauert, dass die Theater geschlossen sind? Ja, die Schauspieler, Tänzer, Musiker klagen.
Aber die Zuschauer? Meine Nachbarin stöhnt, dass sie das erste beste Flugzeug nehmen wird, wenn der «Wahnsinn» ein Ende hat. Wahnsinn? Die Natur ist fleißig, arbeitet Tag und Nacht, während der Mensch zur Bequemlichkeit neigt. Mein Bruder möchte unbedingt wieder ins Fußballstadion. Das verstehe ich schon eher. Aber ins Theater? Leider bin ich noch auf niemanden getroffen, der das Theater so vermisst, dass er in Wehklagen verfällt; der fühlt, dass es ihm fehlt. Und auf dieses Gefühl kommt es an.
Als mich die Anfrage erreichte, ob mir zur Corona-Krise etwas Kulturbezogenes einfällt, dachte ich: Da kann man sich nur die Finger verbrennen. Bis die Frau meines Verlegers sagte: Sie haben nichts zu verlieren, Sie können sich aus ...
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Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Jahrbuch 2020, Seite 60
von Rudolf Rach
Die Welt verändert sich, unsere Wirklichkeit verändert sich – kleine überraschende Abweichungen von der Natur, und wir als bedeutungslose Organismen versuchen, darauf zu reagieren und beharrlich weiterzumachen. Unsere Welt wird nicht aufhören, uns Sachen vor die Füße zu schmeißen. Schon in der Vergangenheit hatten wir Seuchen, Kriege und alle möglichen Krisen, von...
Ich hatte das. Es war nicht schön, weder für mich noch für das Virus. Aber wir haben es beide überstanden. Nur mein Geruchssinn ist noch eingeschränkt. Jetzt warte ich darauf, dass mir Fledermausflügel oder Schuppentierschuppen wachsen. Superheldensagas beginnen so. Allerdings wird für meinen Geschmack momentan zu viel von Helden gesprochen. Ein Heldendenkmal ist...
2007 saß ich in einem Flugzeug von Melbourne nach Paris. Wir hatten gerade «The Show Must Go On» gespielt. In den Zeitungen an Bord las ich einen Artikel, in dem es hieß, dass aufgrund der Klimaerwärmung jede*r seine CO2-Emissionen reduzieren müsse. Mit mir waren 20 Tänzer*innen im Flugzeug. Sofort kam mir die Idee, künftig nicht mehr mit der ganzen Kompanie zu...