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Solidarität
CARMEN
«Lasst Carmen leben», ereifert sich Abou Lagraa. Und meint den Stier gleich mit. «Heute noch einen Frauenmord aus Eifersucht oder das Abstechen eines Tieres als Vergnügen zu zeigen, das geht gar nicht!» Mit dem Opernballett aus Tunis stellte der in Annemasse bei Lyon ansässige Gründer der Kompanie La Baraka eine Megaproduktion auf die Beine, die in Karthago vor 15 000 Zuschauer*innen gezeigt wurde und nun, auf ihre tänzerische Essenz konzentriert, auf Tournee geht.

Ohne Torero, dafür aber mit Carmen und Don José in vielfacher Ausführung. Carmen leben lassen, das bedeutet auch, erotische Träume anzudeuten, ohne gleich den Geschlechterkampf auszurufen. Vom islamischen Ufer des Mittelmeers aus gesehen liegt die Herausforderung von Traditionen heute in der Harmonie von Mann und Frau, und eventuell sogar von Mann und Mann.

Lagraas Inszenierung setzt dazu viele kleine Zeichen und Andeutungen. Nicht zu übersehen sind die ausgiebig eingestreuten Gruppenbilder: Mal sind es sinnliche Duette, mal im Unisono Zigarette rauchende Carmencitas. Die Geste kann in einem arabischen Land so viel Verstörung auslösen wie die hier gezeigten weiblichen Körper: nicht nackt, aber frei. ...

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Tanz November 2024
Rubrik: Sidestep, Seite 16
von

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