Sehnsucht
«Tanze, tanze, sonst sind wir verloren!» Diesen Satz hat ein junges Roma-Mädchen zu Pina Bausch gesagt und sie dringend aufgefordert, mit ihr und den anderen zu tanzen. Der Satz blieb der Choreografin lange im Gedächtnis: «Tanze, tanze, sonst sind wir verloren!»
Denn getanzt wird in Pina Bauschs Verständnis nicht nur aus Freude – das auch. Getanzt wird vor allen Dingen und immer wieder auch aus einer Not heraus. Wer am Abgrund steht, kann – vielleicht – sich und die anderen retten, indem er seine Not heraustanzt.
Indem er verkörpert, was ihn tiefinnerst bewegt und umtreibt. Dazu bedarf es jedoch einer unbestechlichen Ehrlichkeit, einer Genauigkeit im Anschauen dessen, was uns bewegt und uns nicht ruhen lässt, immer neu nach dem Glück, nach Nähe und Geborgenheit, nach gegenseitigem Verständnis zu suchen. Nur dann mag es uns, uns allen, vielleicht gelingen, die Not zu wenden.
Von Anfang an hat Pina Bausch in ihren Stücken versucht, diese Dringlichkeit spürbar werden zu lassen, denn sie wusste, dass nur das zur Veränderung treibt, was einen von Grund auf erschüttert und bewegt. Es sind nicht die Worte, die Theorien und Ideologien, die einen selbst und das Leben nachhaltig verändern; ...
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Tanz Jahrbuch 2023
Rubrik: Pina Bausch, Seite 52
von Norbert Servos
Drei kleine Geschichten, die ich mit Pina erlebt habe, all die Jahre, in denen wir zusammen mit dem Tanztheater um die Welt getanzt sind. In verschiedenen Ländern, Kulturen, Sprachen, geografischen Klimazonen. Wir haben viel getanzt, wir haben viel gelacht, wir haben geweint, wir haben noch mehr getanzt, wir haben wieder gelacht, einige Male erschöpft vor...
Andrea Amort, Wien
freie Autorin u. a. tanznetz.de
Interessanteste Inszenierung: «Neuzeit» von Johannes Wieland für Tanz Linz (Landestheater Linz)
Interessanteste*r Choreograf*in: Marco Goecke, zuletzt mit «In the Dutch Mountains» für das NDT (Den Haag)
Tänzer*in des Jahres: Das Ensemble in Mette Ingvartsens jüngster Produktion «Skatepark»
Kompanie des Jahres: Het...
Egon Seefehlner, meinen «Entdecker», habe ich zeitlebens tollkühn genannt, weil er, als Generalintendant der Deutschen Oper in Berlin so erfolgreich wie erfahren, es gewagt hat, einen tanzaffinen Journalisten zum Ballettdirektor der Wiener Staatsoper zu berufen. Wie er dazu kam, erfuhr ich erst vor zehn Jahren. Klaus Geitel, sein tanzkritisches Gegenüber in Berlin,...