Parkett International: Russland
Trotz einer virusbedingt verstümmelten Saison konnten die Fans des klassischen Balletts in Russland zwei bemerkenswerte Premieren erleben. Eine davon, die Petipa-Rarität «Der Talisman» von 1889, rekonstruierte der in Japan lebende Bolschoi-Akademie-Absolvent Alexander Mishutin am Staatlichen Opern- und Balletttheater von Ulan-Ude, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien.
Die Moskauer Gastspiele waren dank des Renommees der Kompanie bestens besucht, und man konnte fast meinen, angesichts des rein weiblichen Corps de ballet einer authentischen Petipa-Vorstellung beizuwohnen. Mishutin ist nicht weniger als eine sensationelle Ballett-Überraschung gelungen. Auf Erfolg programmiert war die vom gewissenhaften Ballett-Restaurator Alexei Ratmansky rekonstruierte «Giselle» am Moskauer Bolschoi-Theater. Diese berührende, historisch wie psychologisch überzeugende Fassung kommt ganz ohne ketzerische Botschaft daher – typisch Ratmansky eben –, ist aber auch deswegen interessant, weil Bolschoi-Ballettchef Makhar Vaziev schon länger geplant hatte, die Vorgänger-Version von Yuri Grigorovich aufzufrischen. Die Folge: Sowohl Backstage als auch auf Facebook ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Parkett International, Seite 142
von Leila Guchmazova
Die Krise der letzten Monate hat mir durchaus positive Erkenntnisse beschert. Die abrupte Schließung unseres Theaters hat uns und unserem Publikum vor Augen geführt, dass der bis dahin als selbstverständlich erachtete fortwährende Vorstellungsbetrieb mit seiner anscheinend endlosen Kette von Premieren, Wiederaufnahmen und Repertoirevorstellungen nicht...
2007 saß ich in einem Flugzeug von Melbourne nach Paris. Wir hatten gerade «The Show Must Go On» gespielt. In den Zeitungen an Bord las ich einen Artikel, in dem es hieß, dass aufgrund der Klimaerwärmung jede*r seine CO2-Emissionen reduzieren müsse. Mit mir waren 20 Tänzer*innen im Flugzeug. Sofort kam mir die Idee, künftig nicht mehr mit der ganzen Kompanie zu...
Die fundamentale Bedeutung, die zwischenmenschliche Berührung für uns Menschen hat, wird vielen wohl erst jetzt klar – in einer Krise, in der man sich nicht mehr berühren darf. All die kleinen Alltagsberührungen, zur Begrüßung, zum Abschied, aus Dank, als Anerkennung, als Aufmerksamkeit, als Trost, als Geste der Unterstützung – sie müssen wegfallen. Und...