romeo castellucci
Ecce homo. Siehe, eine erbärmliche Kreatur. Sie hat Auschwitz geschaffen. Sie führt Kriege, missbraucht ihre eigenen Kinder. Sie wird alt, tatterig und krumm, ersäuft in ihrem eigenen Exkrement. Die Würde des Menschen – wie kostbar sie sein sollte, spürt man erst, wenn einer kommt und sie aufs Brutalste attackiert. Romeo Castellucci ist so ein zorniger Theatergott. Er rupft die Krone von der Schöpfung und kuriert uns von jeder Erlösungsfantasie. Warum nur, was treibt ihn an? «Gute Frage, ich weiß nicht genau. Vielleicht ist es eine Mischung aus bösen Seiten in meinem Charakter.
Letztendlich aber ist es meine Schwachheit.»
Kein Zeichen von Spott spiegelt sich bei dieser Selbstbeschreibung in seinem Gesicht. Romeo Castellucci sieht nur grüblerisch durch seine Hornbrille, für Ironie scheint ihm das Leben zu schwer. «Das beste Tun wäre das Nichttun. Aber es ist wohl so, wie Arthur Rimbaud sagte: Letztendlich tun wir das, was wir nicht tun möchten. Darin besteht meine Schwäche.»
Was Rimbaud sonst noch sagte, dass er seine eigene Hölle haben müsste für den Zorn, für den Hochmut und für die Zärtlichkeit, ein ganzes Konzert von Höllen – das wiederholt Castellucci nicht. Er zeigt es. ...
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