Regensburg: Ihsan Rustem: «Marina», Yuki Mori: «Bolero»
Eine Frau in wallendem roten Rock räkelt sich mit nacktem Rücken in einer offenen Tür. Die Tür fällt dumpf ins Schloss. Als sich die eiserne Bühnenwand hebt, schreitet die Frau – «Marina» – davon und verschwindet in einer fernen, deshalb winzig wirkenden Bodenluke.
Was für ein Bild für das Verschwinden der Liebe!
Ihsan Rustems mit fünf Tanzpaaren und Musik von Arvo Pärt bestückte «Marina»-Episode, erster Teil des neuen Regensburger Ballettabends, ist inspiriert vom viel geklickten YouTube-Clip, in dem die titelgebende Künstlerin Marina Abramović ihren Exfreund Ulay im Setting einer Performance wiedertrifft. «Marina» würde sich aber auch ohne dieses Wissen erschließen. Bei Rustem, der lange bei Philip Taylor am Münchner Gärtnerplatztheater tanzte und erst seit 2014 eine choreografische Karriere verfolgt, geht es weniger um den Abramović-Moment als sehr allgemein um das Fremdgehen. Also um den Verrat an der Liebe, der natürlich in einem Pas de trois zum Ausdruck kommt: ein Mann und zwei Frauen. Die daraus folgende Wirrnis wechselnder Gefühle geht ganz zu Lasten der verlassenen Frau. Erhöht thront ein Macho. Eine Tänzerin wird in der Weite des Bühnenraums zum Zwerg. Und tanzt ...
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