Jo Fabian
Alles bleibt in dem Zustand, in dem sich nichts befand, bevor die Corona-Krise eine Korrektur unserer Umweltwahrnehmung vornahm. So paradox es klingen mag, man muss die Katastrophen begrüßen, die uns zwingen, neu auf das Eingefahrene zu schauen. Ohne Anlass fällt es uns besonders schwer, die Strukturen, in denen wir leben und arbeiten, zu verändern.
Aus der Angst um unsere Gesundheit wurden binnen kürzester Zeit ein Sonderurlaub und dann ein Gefängnis. Der Stillstand der Welt, der so dringend nottat, um uns kurzzeitig die Augen zu öffnen, veränderte sein Gesicht.
Eigentlich gut dazu geeignet, sich zu ordnen, die Gedanken zu bündeln, zu überprüfen, was wir eigentlich tun und wie sinnvoll es ist, wurde diese Auszeit schon wieder verschwendet. Die Räder sollten so schnell wie möglich wieder rollen, die Bänder wieder anlaufen, und die Sehnsucht nach einer Normalität, die sich in vielen Bereichen gerade als fehlerhaft, überholt und unzuverlässig erwiesen hatte, begann sich wieder mehr Platz in unseren Hirnen zu verschaffen und damit das soeben Erkannte schon wieder zu verdrängen. Die Ausstiegszeit war aber noch viel zu kurz, um sich von schlechten Gewohnheiten zu verabschieden, sich ...
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Tanz Jahrbuch 2020
Rubrik: Jahrbuch 2020, Seite 24
von Jo Fabian
Wenn Prinzessin Aurora im Rosen-Adagio von «Dornröschen» in Balance steht, wenn sie die Hände ihrer vier Bewerber jeweils für einen kurzen Moment loslässt, um in erhabener Ruhe auch ihren zweiten Arm über dem Kopf zu runden, dann ist das, vielleicht weil es derart selten in Perfektion geschieht, ein Moment echter Magie. «Bras en couronne» heißt die Armhaltung und...
New York, einer der Corona-Hotspots in den USA, ist seit Langem die nationale Metropole des Tanzes. Da die Kritikerin infolge der Pandemie die Stadt auch nicht verlassen konnte, hier ein chronologischer Überblick über das Geschehen zwischen Oktober 2019 und März 2020, als die Welt zusammenbrach.
«Bzzzz» von Caleb Teicher mit dem Beatbox-Genie Chris Celiz,...
Danach gefragt, was so bleiben sollte, wie es ist, und was sich innerhalb und außerhalb des Theaters ändern müsste, würde ich gerne mit einer Gegenfrage beginnen: Wer sagt eigentlich, dass wir uns ändern müssen? Veränderung – die unwiderlegbare Konstante in unser aller Leben – kann niemals erzwungen werden, sonst würden wir ihr nämlich mit Sicherheit zum Opfer...