Ferrara on tour: Aterballetto «Bach Project»

Tanz - Logo

Die Domus Aurea war so groß, dass sie drei Hügel Roms bedeckte. Errichtet von Kaiser Nero, passten da sogar Weinberge rein und ein See, der an die Terrassen schwappte. Heute steht dort das Kolosseum. Auf der Bühne von Diego Tortellis neuem Werk, «Domus Aurea», leuchtet kein Gold, sondern ein Kubus aus Neonröhren, der die 16 Tänzer der Kompanie Aterballetto aus Reggio Emilia in schönes Licht taucht. Im Schatten des elektrifizierten Würfels intoniert ein Quartett die «Französischen Suiten» von Bach.

Der Komponist Giorgio Colombo Taccani hat sie transkribiert, auch für Klangschale, Zimbel und elektronische Effekte. Der wandlose Würfel, errichtet von Massimo Uberti, hat mit Neros kühner Überbauung des alten Rom nichts zu tun. Im Gegenteil soll er in Bach’scher Klassik die «ideale Stadt» repräsentieren. 

Das erinnert an den belgischen Choreografen Frédéric Flamand, in dessen Architekturen Tortelli einst tanzte. Heute kennen ihn die meisten eher als grandioses Mitglied der Kompanie von Richard Siegal. Zur Vorstellung am Mailänder Teatro Elfo Puccini reiste sogleich auch eine ganze Delegation deutscher Siegal-Verehrer an, um zu sehen, wie Tortelli sich als Choreograf zunächst mit Jirí ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz November 2018
Rubrik: Kritik, Seite 46
von Arnd Wesemann

Weitere Beiträge
Climax

Mit «Climax» von Regisseur Gaspar Noé kommt der Exzess quasi auf Bestellung. Noé ist berühmt-berüchtigt für die Inszenierung von Gewalt und nicht zuletzt für eine kaum auszuhaltende Vergewaltigungsszene in «Irreversibel». In «Climax» folgt er zwar erneut seinen Lieblingsthemen Sex, Gewalt und Drogen, ordnet sie aber einer anderen Faszination unter: der für tanzende...

Colmar, Straßburg: Bruno Bouché, Kurt Jooss «Spectres d’europe»

Die Glühwürmchen knipsen die Lampen an – auch die im eigenen Kopf: Leuchtkäfer gelten in vielen Kulturen als die Seelen der Verstorbenen. Ein schöner Gedanke, dass die Leuchtkäfer in der in Mulhouse uraufgeführten Choreografie «Fireflies» von Bruno Bouché beim Ballet de l’Opéra National du Rhin die Seelen jener Soldaten sein könnten, die in dem an diesem Abend...

Höher, schneller? Länger!

Gabriele Brandstetter, was hat sich im Westen getan in Bezug auf Tanz und Alter in den vergangenen Jahren? Erst einmal ist zu konstatieren, dass sich etwas verändert hat. In unserer Gesellschaft wird Altern noch immer negativ bewertet. Es gibt die Vorstellung von «weniger», von Verlust und «nicht mehr machbar» – physisch und psychologisch, aber auch ästhetisch....