fabienne hott

«Ich tanze jetzt die Rolle der Nikija aus Marius Petipas ‹La Bayadère›», sagt die 15-jährige Gymnasiastin Fabienne Hott, dann ist sie weg. Eingetaucht in eine der dramatischsten Liebesgeschichten der russischen Klassik. Ansprechbar ist sie jetzt nicht mehr. «Im Ballettsaal vergesse ich alles. Korrekturen höre ich gar nicht, die kann ich erst nachher aufnehmen.» Zur dramatischen Musik von Ludwig Minkus tanzt Fabienne Hott ausdrucksstark die schwere und schnelle Partie der Tempeltänzerin Nikija, deren Liebe zum Krieger Solor nicht sein darf.

Ihr langgestreckter schmaler Körper bebt, ihr zartes Gesicht ist geprägt von Leid und Schmerz. «Ballett ist alles, Ballett ist mein Leben», sagt die Einser-Schülerin, die nach der Ganztagsschule täglich mehrere Stunden im Ballettsaal schwitzt.

Im Solo der Nikija mit seinen komplizierten Schritten und Sprüngen, Pliés und Pirouetten berührt Fabienne Hott besonders, weil sie Gefühle tanzt, die sie selbst noch gar nicht erlebt hat. Ihre Körpersprache und ihre Mimik sind dabei so einnehmend, dass man sich sparen kann, das Libretto zu studieren.

Hervorragende junge Tänzerinnen gibt es viele, aber nicht alle haben das Charisma und die Linien einer ...

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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: die hoffnungsträger, Seite 158
von Natali Kurth

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