fabienne hott
«Ich tanze jetzt die Rolle der Nikija aus Marius Petipas ‹La Bayadère›», sagt die 15-jährige Gymnasiastin Fabienne Hott, dann ist sie weg. Eingetaucht in eine der dramatischsten Liebesgeschichten der russischen Klassik. Ansprechbar ist sie jetzt nicht mehr. «Im Ballettsaal vergesse ich alles. Korrekturen höre ich gar nicht, die kann ich erst nachher aufnehmen.» Zur dramatischen Musik von Ludwig Minkus tanzt Fabienne Hott ausdrucksstark die schwere und schnelle Partie der Tempeltänzerin Nikija, deren Liebe zum Krieger Solor nicht sein darf.
Ihr langgestreckter schmaler Körper bebt, ihr zartes Gesicht ist geprägt von Leid und Schmerz. «Ballett ist alles, Ballett ist mein Leben», sagt die Einser-Schülerin, die nach der Ganztagsschule täglich mehrere Stunden im Ballettsaal schwitzt.
Im Solo der Nikija mit seinen komplizierten Schritten und Sprüngen, Pliés und Pirouetten berührt Fabienne Hott besonders, weil sie Gefühle tanzt, die sie selbst noch gar nicht erlebt hat. Ihre Körpersprache und ihre Mimik sind dabei so einnehmend, dass man sich sparen kann, das Libretto zu studieren.
Hervorragende junge Tänzerinnen gibt es viele, aber nicht alle haben das Charisma und die Linien einer ...
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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: die hoffnungsträger, Seite 158
von Natali Kurth
Sauber angeordnet stehen die Kaffeehausstühle und -tische auf der Bühne, als stammten sie aus Jim Jarmuschs Episodenkino «Coffee and Cigarettes». Oder aus dem kleinen Film «Coffee with Pina» von Lee Yanor. Es sind runde Grübeltische, Geständnistische, Weißt-du-noch-damals-Tische. Heute wären sie gedeckt mit Tablets und Tofutellern und kaum noch dazu geeignet,...
Bis heute lebt das Stuttgarter Ballett von John Crankos wenigen Werken. Wohl entsteht hier ständig Neues, aber die berühmten Handlungsballette – von «Romeo und Julia» (1962) über «Onegin» (1965) bis «Der Widerspenstigen Zähmung» (1969) – sind seit dem Tod des Choreografen im Jahr 1973 der finanziell stets einträgliche Grundstock der Kompanie und auch der Grund,...
Ein Nebeneffekt der Aufbewahrung von irgendetwas in einem Raum, den wir Museum nennen, ist das Anwachsen seiner Bedeutung in den Augen des Besuchers, unabhängig davon, ob er sie erkennt oder nicht. Man hat es ausgestellt, dann wird es bedeutend sein. Man hat es gedruckt, dann wird es gut sein. Es kostet 10.000 Euro, dann muss es auch was wert sein. Wenn es der Mühe...