Ahnen ahnen
Ein Stück von Pina Bausch einmal mit ihren Augen schauen: Ein Film macht‘s möglich. «Ahnen ahnen» nennt sich der «Probefilm», der 1987 im Vorfeld zu dem Bausch-Film «Die Klage der Kaiserin» entstanden ist: keine Dokumentation, wie man aufgrund des Untertitels «Probenfragmente» vielleicht annehmen könnte, sondern eine eigenständige Arbeit, von der Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters überwacht und eigenhändig geschnitten. Gesichter sind darin zu sehen, sekundenlang, fast schon etwas schamlos, als weilte der taxierende Blick von Pina auf ihnen.
Man spürt, wie sie nicht nur den eigenen Tänzern im Nacken sitzt, sondern wie sie ihre ganze Umwelt in sich aufnimmt. Und man merkt, wie es in ihr arbeitet, wie sie gegenwärtig ist in jeder Sekunde, obwohl sie selbst kaum groß in Erscheinung tritt. Man hört sie allenfalls einmal lachen, spitzt die Ohren, wenn sie den einzelnen Szenen einen anderen Akzent, eine neue Richtung geben will.
Warum dieser Film, wo es doch ein Stück mit dem Titel «Ahnen» gibt? Rudolf Rach, seinerzeit schon Leiter des Verlags L‘Arche in Paris und Rechteverwerter von Pina Bausch, wollte einen Film ermöglichen, wie er Pina Bausch immer mal vorschwebte. Doch das Zweite ...
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Tanz Jahrbuch 2014
Rubrik: wuppertal: pina bausch, Seite 80
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