Demis Volpi
Im August 2020 fing unsere erste Spielzeit als neugeformtes Ballett am Rhein an. Die Welt stand still, aber wir bewegten uns weiter. Wortwörtlich: Im Ballettsaal, im digitalen Raum und in unseren Köpfen und Herzen wurde unsere Vision für diese Compagnie weitergesponnen, vorangetrieben, vergrößert und bereichert von und mit den Menschen, die mir an den Rhein gefolgt sind, und denen, die hier auf mich gewartet haben.
Trotz Abstand sind wir als Kompanie zusammengewachsen, konnten uns kennenlernen, uns mit Choreograf*innen und ihren Ideen, Visionen und Gedanken zu unserer Zeit auseinandersetzen. Wir haben konzentriert geprobt und neue Stücke entwickelt. Nicht nur ich habe mehrere Stücke choreografiert, auch Twyla Tharp, Aszure Barton, Andrey Kaydanovskiy, Sharon Eyal und Hans van Manen bereicherten unseren Alltag mit ihrer Präsenz, ihrer Persönlichkeit und ihrem künstlerischen Können. Wir haben erste Impulse gesetzt, den Tanz weiterzudenken, und unsere Kunstform mit Menschlichkeit gefüllt. Obwohl das offensichtlichste Ziel unserer Arbeit – die Aufführung – erst mal nicht in Sicht war, oder vielleicht gerade deswegen, haben wir zweimal so hart gearbeitet.
Wir haben dieses Jahr so viel ...
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Tanz Jahrbuch 2021
Rubrik: Pandemie, Seite 93
von
Am 19. Mai öffneten Frankreichs Theater ihre Tore. Allgemeines Aufatmen blieb aus, zu viele Probleme waren ungeklärt. Da ist vor allem der Streit um die Reform der Arbeitslosenversicherung, die den ohnehin gebeutelten Künstler*innen und Techniker*innen weitere Opfer abverlangen wird. Etwa ein Drittel muss sich wohl einen neuen Beruf suchen. Auch zwischen den...
Im Frühjahr 2020 hatte ich gerade damit begonnen, ein Ballett mit dem Titel «Gloria» zu choreografieren, als nach wenigen Probentagen der Prozess abrupt abgebrochen wurde. Es war sehr unwirklich. Mit den Proben zu einem neuen Stück beginnt normalerweise eine Art Eintauchen. In die Musik, in das Schrittmaterial, den Raum, das Thema. Die Außenwelt rückt währenddessen...
Ich habe gelernt, dass es keinen Stillstand gibt. Es gibt immer etwas, das uns zur Vorwärtsbewegung anhält, und genau das habe ich in den vergangenen Monaten begriffen. Ich habe die Zeit genutzt, um mich körperlich und geistig weiterzuentwickeln und mich in die Lage zu versetzen, mit meinen Plänen voranzukommen. Es war eine schwere Zeit für alle, und natürlich auch...