chris dercon ist: mr. miracle
Wer ein Kulturvollprofi ist und wer nicht, lässt sich mit einem simplen Härtetest herausfinden: Man lasse den Kandidaten von der Berliner Presse befragen, und wenn er hinterher gute Laune hat, muss es sich um einen sattelfesten Mr. Miracle handeln. Chris Dercon, 57 Jahre alt, hoch gewachsen und physiognomisch eine Mischung aus Marlboro Man und Rudi Carrell, steckte sich nach seiner Vorstellung als künftiger Intendant der Volksbühne breit grinsend eine Zigarette an. Als schiene er sagen zu wollen: «Die publizistischen Dauerquerulanten hab ich schon mal im Sack.
» Und ja, er hat uns Schreiberlingen einen prima Auftritt geliefert: Smart, clever und ambitioniert präsentierte der Belgier sich selbst und sein Konzept für die Bühne am Rosa-Luxemburg-Platz, der er ab 2017 vorstehen wird. Noch während der Vorstellungsrunde raunte ein Kollege: «Der ist einfach eine coole Sau.»
So weit alles paletti. Wäre da nicht die Kehrseite dieser Berufung, sprich: was sie mutmaßlich auslösen wird. Dercon, studierter Kunsthistoriker, Theater- und Filmwissenschaftler und derzeit Leiter der Tate Modern in London, ist ein international versierter Allrounder, dessen Vita jede Menge Erfolgsstationen ausweist. ...
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Tanz Juni 2015
Rubrik: menschen, Seite 34
von Dorion Weickmann
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