Zwischen den Fronten

Bellini: I Capuleti e i Montecchi am Deutschen Nationaltheater Weimar

Opernwelt - Logo

Wer in diesem Sommer am Weimarer Theaterplatz vorbeischlendert, wird im Rücken der Herren Goethe und Schiller eines bemerkenswerten Spruchbands ansichtig. Am Balkongeländer des Deutschen Nationaltheaters steht da zu lesen: «Diplomatie! FRIEDEN! Jetzt!» Das Transparent hängt dort seit jenen Tagen, da Wladimir Putin seinen verbrecherischen Angriffskrieg auf die Ukraine befahl, und sorgt verlässlich für hitzige Debatten in der Weimarer Bürgerschaft. Die einen sehen darin die Solidarität mit der Ukraine aufgekündigt, lesen daraus das Postulat nach dem Ende aller Waffenlieferungen.

Andere, zu ihnen zählt mit Generalintendant Hasko Weber der für den Aufruf Verantwortliche, wollen darunter lediglich ihre Mahnung verstanden wissen, dort keine Fronten aufzubauen, wo sie nicht hingehören. Die Forderung nach Frieden, so Weber, sei immer aufrechtzuerhalten.

Wozu es nämlich führt, wie folgenreich-verheerend es dort zugeht, wo zwischenmenschliche Fronten sich verhärten, wird drinnen auf der Opernbühne exemplifiziert. «I Capuleti e i Montecchi» ist Vincenzo Bellinis Anverwandlung von Shakespeares Tragödie «Romeo und Julia», allerdings im Libretto Felice Romanis – mit weiter gefasstem und nicht ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2023
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Werner Kopfmüller

Weitere Beiträge
Götterdämmerung

Wir sind am Schluss jetzt von dem ganzen «Ring».
Wir sind am Rhein – und nicht in Paderborn.
Es singt und singt halt jeweils eine Norn.
Man fleht, oh lieber Gott: «Mach aus das Ding!»

Doch er – der Richi – spinnt erst noch Intrigen,
Die uns nun wirklich nicht mehr int’ressieren.
Die Notdurft tut alsbald schwer zu pressieren,
Doch sitzt man fest und will sich schier...

Personalien, Preise, Wettbewerbe 8/23

JUBILARE
Gisela Ehrensperger kam am 10. August 1943 in Wiesbaden zur Welt. Nach einem privaten Gesangsstudium in Zürich wechselte sie im Rahmen ihres ersten Engagements 1965 nach St. Gallen und wurde zwei Jahre später ans Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz verpflichtet, dem sie bis 2007 als Ensemblemitglied angehörte. In ihrer mehr als 40-jährigen...

Kathartisch, praktisch, gut

Mit dem Libretto von Alice Goodman war wohl der Komponist von «Nixon in China» – der nicht gerade mit geringem Selbstbewusstsein beschenkte John Adams – nicht sehr zufrieden. Tatsächlich knarzt es im Text hier und da doch gewaltig hölzern und gewollt. Sicher, das Stück ist selbst ja schon als eine Farce angelegt, die der politischen Situation zwischen den USA und...