Zukunft gibt es nur mit Gegenwart
Der Rhein ist in Grußweite. Ein paar hundert Meter weiter fließt die Mosel. Dazwischen das überdimensionierte Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck. Bei so viel malerischer Pracht geht das Theater Koblenz zwischen den herrschaftlichen Bauten irgendwie unter, eingepfercht zwischen prächtigen Fassaden – und erst recht, wenn das Gebäude, so wie jetzt, von mehreren Seiten eingerüstet ist.
Vor der Baustelle steht ein deplatziert wirkender Obeliskenbrunnen, den der Stifter des Theaters, der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, einer freundschaftlichen Geste zu Ehren hat errichten lassen. In vorausschauend versöhnlicher Manier widmete er das Theater 1787 dem erstarkenden Bürgertum der Stadt, seinen «Nachbarn», wie es die Inschrift belegt: «Clemens Wenceslaus Elector Vicinis suis».
«Interimsspielzeit», nennt Intendant Markus Dietze die gerade abgelaufene Saison. Interimsmäßig ist aber nicht die Führung, denn die ist mit Dietze seit 2009/10 konstant geblieben und wird es bis mindestens 2031 auch sein. Es ist der Ort, der sich vorübergehend verwandelt. Die deutsche Theaterlandschaft befindet sich großflächig im Umbau. Während aber an anderer Stelle Grundsatzdiskussionen ...
Die Welt, auch die der Oper, ist ungerecht. Während man den Großen stets, und sei es auch noch so kritisch, huldigt, führen die Kleinen meist ein Dasein im Schatten, sprich: Man bemerkt sie kaum. Doch gerade in den Darstellenden Künsten und hier insbesondere in der Oper liegt der große Gewinn in der Vielfalt. Und was das angeht, schauen die benachbarten Länder sehnsuchtsvoll nach Deutschland. Es ist dies nach wie vor das Land mit der größten Theaterdichte weltweit. Und das berühmte deutsche Stadttheater gewissermaßen das Fundament dieses Reichtums. Diesen vor Ort in Augenschein zu nehmen, ist Anlass und Impuls für die Serie «Opernwelt auf Landpartie», in der wir in loser Folge und von A bis Z die kleineren Häuser porträtieren.
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Opernwelt August 2025
Rubrik: Reportage, Seite 60
von Anna Chernomordik
In die abstrakten Rakel-Bilder Gerhard Richters kann man vieles hineindeuten. Auch einen impressionistischen, gelb-grün gehaltenen Lichterdom eines Waldstücks. Und genauso sieht in Mainz der an Richters Stil angelehnte Bühnenhintergrund aus für Janáčeks Tier-Oper «Das schlaue Füchslein». Doch halt! Erleben wir hier wirklich singende Tiere auf der Bühne? Im Grunde...
Schuberts drei große Liederzyklen hat Andrè Schuen bisher aufgenommen; die Resonanz war stark, teilweise überwältigend. Gewürdigt wurde die Schönheit von Schuens Stimme, die Intelligenz der analytischen Durchdringung, die Expressivität. Vom Lied mag der Bariton immer noch nicht ganz lassen, seine jüngste Veröffentlichung mit dem schlichten Titel «Mozart» bietet...
Lemberg, das heutige Lwiw in der West-Ukraine, war ein kulturelles Zentrum des Habsburgerreiches und blieb es auch nach dessen Untergang. Ende der 1920er-Jahre hatte Józef Koffler dort eine Professur für atonale Harmonielehre und Komposition inne; er führte die Ideen der Schönberg-Schule weiter. Wie kommt es, dass sein Musiktheater «Alles durch M. O. W.» (1932),...