Wo ist der Zauber?
Während (nicht nur) in Moskau noch ausgiebig darüber diskutiert wurde, was es bedeutet, dass Valery Gergiev demnächst auch Intendant des Bolschoi-Theaters wird, brachte das Haus zwei bereits angekündigte Premieren heraus. Auf der großen Bühne wurde Francisco Cileas «Adriana Lecouvreur» aufgeführt. Sofort stellte sich die Frage, ob uns heute, in den Tagen, Wochen, Monaten (und bald auch Jahren) des blutigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, die darin erzählte, herzzerreißende Liebesgeschichte berühren könnte. Die Inszenierung berührte uns jedenfalls nicht.
Die Regie des er -fahrenen Jewgeni Pissarew begnügte sich mit der geschickten Anordnung der Figuren im virtuosnichtssagenden Bühnenbild von Zinovy Margolin und den schicken, eine flügellose Vielfalt bekundenden Kostümen Viktoria Sevryukovas. Die Solistinnen und Solisten sangen durchaus anständig, aber es glänzten keine Sterne am Himmel. Dinara Alieva, die keine echte Primadonna ist, bemühte sich zumindest gegen Ende, die Titelrolle abwechslungsreich zu gestalten.
Immerhin gab es zwei Personen, die «das Wetter machten». Vladislav Sulimsky verzauberte das Publikum als Michonnet nicht nur mit Aufrichtigkeit und ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Alexej Parin
Im Anfang ist, nein, nicht das Wort. Im Anfang ist die Musik. Eine zarte, sirenengleich aus dem Graben ansteigende, sich nach und nach intensivierende Melodie des Violon -cellos schwebt durch den Saal, bald begleitet vom sanften Schnarren des Schlagzeugs. Auf einer ständig hin und her flackernden Bildprojektion (Video: Jan Isaak Voges, Live-Kamera: Daniel Sorg)...
Mozarts und Da Pontes Anti-Held – ist er ein erotischer Wüstling und Anarchist oder doch bloß Projektionsfläche seiner geschändeten Frauen? Am Staatstheater Kassel wird das zunächst nicht thematisiert. Denn im Fokus steht erst einmal die «Raumbühne» des Opernhauses. Hier dürfen Don Giovanni und seine Crew auftrumpfen oder müssen sie untergehen. Hausszenograf...
Was hat man nicht alles versucht für den Schluss von Puccinis letzter, unvollendeter Oper, in berechtigter Unzufriedenheit über das ruppig kurze Schlussduett von Franco Alfano? Ihn neu komponieren zu lassen von Luciano Berio, dessen stilistische Gratwanderung (2002) auch nicht recht befriedigen wollte; ihn, was in jüngerer Zeit häufiger probiert wurde, ganz...