Wer ist Jedermann?
Europäische Leser mögen nach wie vor staunen, dass es in Australien für fast 23 Millionen Einwohner nur eine einzige «nationale» Opernkompanie gibt: Opera Australia (OA), die ausschließlich in Sydney und Melbourne spielt.
Selbst wenn man die in den Hauptstädten von vier Bundesstaaten beheimateten «Teilzeit»-Truppen nebst einigen Spezialensembles hinzuzählt – etwa die Sydney Chamber Opera, die sich auf zeitgenössische Produktionen konzentriert, oder die Pinchgut Opera, die einmal pro Jahr in Sydney ein Barockwerk herausbringt –, so muss man doch sagen, dass Oper für die meisten Australier unerreichbar bleibt.
Dieser demografische Umstand macht die Arbeit für Opera Australia zugleich leichter und schwieriger als anderswo: Man hat kaum nennenswerte Konkurrenz, muss sich jedoch stets darum bemühen, ein heterogenes Publikum anzusprechen. In den vergangenen Jahren (besonders während der Saison 2011) hat OA diese Aufgabe mit durchwachsenem Geschick bewältigt – künstlerisch wie finanziell. Der ehemalige Sänger und Festival-Chef Lyndon Terracini, ihr neuer Artistic Director, muss zwischen Skylla und Charybdis agieren: Einerseits hat er es mit einer risikoscheuen Geschäftsführung und einem ...
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Opernwelt Januar 2012
Rubrik: Magazin, Seite 70
von John Carmody
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