Wenn Bilder mehr als tausend Töne sagen
Wagner gibt es in Bayreuth neuerdings mit Weißbier. Und auf dem Liegestuhl. Man kann sich auch die Beine vertreten, in die heiße Sommersonne blinzeln oder in der Kühlbox kramen, wenn Norbert Ernst, der David in Katharina Wagners «Meistersinger»-Inszenierung, gerade auf einer Riesenleinwand irgendwas von Merkern, Stollen und Abgesängen trällert. Direktübertragung auf den Volksfestplatz im Norden der Stadt, der Eintritt ist frei. 15 000 Menschen fasst das Areal, zeitweilig werden 18 000 Schaulustige beim public viewing gezählt.
In den vorderen Reihen verfolgt buntes Volk die Musik und Action so konzentriert wie das noble Publikum auf den Marterstühlen im Festspielhaus (1974 Plätze). Weiter hinten klirren die Humpen, klingelt schon mal ein Handy dazwischen. Gut sechseinhalb Stunden dauert die Freiluftaufführung. Wer das Spektakel bis zum Schluss durchhält, kann sogar, kurz vor Mitternacht, mit den Sängern und der Regisseurin anstoßen, die nach dem letzten Vorhang noch auf ein Gläschen an der Strandbar vorbeischauen.
Einhundertzweiunddreißig Jahre, nachdem Richard Wagner auf dem Grünen Hügel erstmals seine Festspielvision realisierte, siebenundfünfzig Jahre, nachdem Wieland und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2008
Rubrik: Festspiele I, Seite 4
von Albrecht Thiemann, Monika Beer
Wagners «Meistersinger» feierten anno 1968 ihren hundertsten Geburtstag. Eigentlich sollte Wieland Wagner die für dieses Jahr vorgesehene Neuinszenierung in Bayreuth übernehmen, doch das Schicksal verfügte es anders, so dass Bruder Wolfgang nach Wielands Tod einspringen musste. Musikalisch blieb alles beim weitgehend Vereinbarten: Karl Böhm dirigierte. Dass sich...
Wenn Don Giovanni etwas Luziferisches hat, wenn er jenes weiß glühende Feuer verbreitet, an dem man sich nur verbrennen kann, so hat Elke Neidhardt diesen Charakterzug in ihrer Inszenierung von Mozarts Meisterwerk an der Oper in Sydney genau getroffen. Besonders das Finale (ohne das atavistische, moralintriefende Sextett) beeindruckt: In der Spitze des sich nach...
Die exorbitanten Benzinpreise hatten offenbar auch viele sonst im eigenen Gefährt anreisende Besucher des Festivals von Glyndebourne dazu veranlasst, wie in alten Zeiten den Zug zu benutzen. Auf jeden Fall war der oben beim Ausgang der pittoresken Bahnstation von Lewes wartende Zubringerbus, ein geräumiger Doppeldecker, bald überfüllt und ließ etwa zwei Dutzend...