Was tun?
Wer sich an «La clemenza di Tito» wagt, Mozarts zeitgleich mit der «Zauberflöte» entstandenes «Dramma serio per musica», hat es doppelt schwer. Was tun mit einer Musik, die nur in Teilen (Arien und Accompagnati) von Mozart selbst stammt und die sich, weil seine blaublütigen Auftraggeber es aus Anlass der Krönung des österreichischen Kaisers Leopold II.
zum Böhmischen König im September 1791 so wünschten, an einer von der musikästhetischen Entwicklung längst überrollten Gattung (der Opera seria) orientiert, diese aber ständig hinterfragt und überformt – etwa durch die Verflüssigung des metastasianischen Nummernschemas? Was anfangen zudem mit einem Titelhelden (dem römischen Kaiser Titus Flavius Vespasianus), bei dem man nie sicher sein kann, ob er nun zaudernder Herrscher, empfindsamer Humanist oder doch zynischer Machtmensch ist, der seine «Milde» bloß als politische Strategie, als probates Mittel zum despotischen Zweck einsetzt?
Man kann sich – wie René Jacobs Ende November in einer Reihe konzertanter Aufführungen zur Vorbereitung einer CD-Einspielung (siehe Seite 9) – ganz auf die (rhetorische) Ausleuchtung und Aufwertung der Partitur konzentrieren, die faden (vermutlich von ...
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Fast zehn Jahre hat sich Pascal Dusapin für sein viertes Bühnenopus «Perelà – uomo di fumo» Zeit genommen. Und – um es vorweg zu sagen – jede Minute der ausgedehnten Inkubationsphase hat sich ausgezahlt: ein großer Wurf! In dem durch einen Roman des italienischen Futuristen Aldo Palazzeschi («Il codice di Perelà», 1911) inspirierten, 2003 an der Pariser...
Schaut man nicht real hinunter in den Schlund, der an viel zu vielen Orten der Stadt gähnt, sondern imaginär hinauf zu den Musen im Olymp, dann könnte man meinen, es sei neuer Glanz eingekehrt in die Hütte. Leipzig, von nicht wenigen Kulturschaffenden nach wie vor als provinzielles Fürstentum der Kunst belächelt und seit Monaten durch die megalomane Baustelle...
Es spricht für die künstlerische Qualität der kooperationsfreudigen Sächsischen Staatsoper, wie gründlich andernorts bereits vorgestellte Produktionen für die Dresdner Premiere überarbeitet werden. So geschah es Ende der letzten Saison mit Adriana Hölszkys Bachmann-Oper «Der gute Gott von Manhattan», die in der Semperoper weitaus eindringlicher wirkte als zuvor...