Verrückte Geschichten
Ein seelenwarmer Diener, der zumal bei steigendem Alkoholpegel alles in den falschen Hals bekommt – schon gar, wenn der Gatte der jungen Dame des Hauses per Leiter im Kleiderschrank seiner heimlich Angetrauten erscheint und den von ihrem Vormund favorisierten Möchtegern-Casanova auf Platz zwei verdrängt: «La scala di seta» (Die seidene Leiter) gehört zu den fünf kürzeren Farcen, die der eben zwanzigjährige Gioacchino Rossini 1812 für Venedig aufs Papier warf.
Ein Vater gibt eine Anzeige auf, in der er seine Tochter anpreist. Daraus folgt Verwechslung hoch zwei.
Kein Stein bleibt auf dem anderen. Toller als in «La gazzetta» (Die Tageszeitung) hat’s Rossini nirgendwo getrieben. Das «dramma giocoso» entstand 1816 zwischen dem «Barbier» und «La Cenerentola». Deren Ouvertüre sah Rossini hier denn auch vor – oder umgekehrt. Aus beiden Werken hat sich überhaupt Diverses eingeschmuggelt, bis hin zu einem rekonstruierten Quintett, das bei «Rossini in Wildbad» erstmals zu hören war. Die musikalische Typenvielfalt ist merklich größer als im früheren Stück.
Wenn Rossini am Werk ist, bekommt das auch dem bescheidensten Inhalt: «La scala di seta» lässt vieles von dem aufblitzen, was spätere ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Was ist eigentlich ein «Traumpaar»? Anna Netrebko und Rolando Villazón sollen eines sein, meint die Plattenfirma, die mit beiden Umsatz machen will. Nachdem eine Open-Air-Tournee der beiden modifiziert werden musste, weil Villazón sich vorher übernommen hatte und mehrere Monate gar nicht singt, wird auch für den naiven Klassikfreund deutlich, was für ein enormer...
Herr Domingo, zu Beginn Ihrer Karriere war die Hamburgische Staatsoper eine der wichtigsten Stationen. Nehmen wir einmal an, Hamburg hätte Ihnen eines Tages angeboten, dort Staatsopernintendant zu werden. Wäre das eine ernsthafte Versuchung gewesen?
Eine reizvolle Vorstellung. Aber leider unrealistisch. Aus einem Grund: die Familie. Meine drei Söhne leben mit ihren...
Silbern glänzte der Horizont und spiegelte sich in vielen kleinen und größeren Seen. Die Bäume davor schwarz und filigran, als wären sie Scherenschnitte. Grausame Ästhetik, denn die Seen waren überschwemmte Äcker und Wiesen; die viele Tage währende Juli-Sintflut hatte weite Strecken lieblicher englischer Landschaft unter Wasser gesetzt und zahlreiche Ortschaften...