Ungemütlich

Wagner: Der fliegende Holländer am Nationaltheater Weimar

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Das Leben auf einer Bohrinsel ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Zur körperlichen Schwerstarbeit kommt das Gefühl völliger Isolation, gegen das anzukämpfen hat, wer monatelang auf einem Stahlungetüm mitten im Meer von Freunden und Familie getrennt ist. Noch ungemütlicher freilich wird es, wenn dort ein raffgieriger Tyrann das Sagen hat. Barbora Horáková lässt Wagners «Fliegenden Holländer» im Deutschen Nationaltheater Weimar an einem Ort spielen, wo Empathie keinen Platz hat.

Zur Ouvertüre läuft ein Video, in dem die Kamera über sattgrüne Wiesenlandschaften fährt; ein Naturidyll, gegen das historische Aufnahmen von Ölbohrungen geschnitten werden: Friedlich war es einst an diesem Küstenstreifen, bis der Mensch sich auf die Suche nach Erdöl begab. Die Mitte der Bühne (Ines Nadler) ist mit Wasser geflutet und wird von vier Metallgerüsttürmen gerahmt. Etwas Neonlicht erhellt die düstere Szenerie, ein auf hohen Stützen stehender Container dient als Rückzugsraum.

Die Herren des Chores (Opernchor des DNT und Extrachor aus Studierenden der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar), allesamt in oranger Arbeitsbekleidung, zerren ein Schlauchboot ans Deck der Bohrinsel. Eine eingeschworene ...

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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Werner Kopfmüller

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