Ungemütlich
Das Leben auf einer Bohrinsel ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Zur körperlichen Schwerstarbeit kommt das Gefühl völliger Isolation, gegen das anzukämpfen hat, wer monatelang auf einem Stahlungetüm mitten im Meer von Freunden und Familie getrennt ist. Noch ungemütlicher freilich wird es, wenn dort ein raffgieriger Tyrann das Sagen hat. Barbora Horáková lässt Wagners «Fliegenden Holländer» im Deutschen Nationaltheater Weimar an einem Ort spielen, wo Empathie keinen Platz hat.
Zur Ouvertüre läuft ein Video, in dem die Kamera über sattgrüne Wiesenlandschaften fährt; ein Naturidyll, gegen das historische Aufnahmen von Ölbohrungen geschnitten werden: Friedlich war es einst an diesem Küstenstreifen, bis der Mensch sich auf die Suche nach Erdöl begab. Die Mitte der Bühne (Ines Nadler) ist mit Wasser geflutet und wird von vier Metallgerüsttürmen gerahmt. Etwas Neonlicht erhellt die düstere Szenerie, ein auf hohen Stützen stehender Container dient als Rückzugsraum.
Die Herren des Chores (Opernchor des DNT und Extrachor aus Studierenden der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar), allesamt in oranger Arbeitsbekleidung, zerren ein Schlauchboot ans Deck der Bohrinsel. Eine eingeschworene ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Werner Kopfmüller
Arme Königin. Liegt dort, ganz und gar zerstört nach der Abreise ihres Geliebten, auf der nackten Erde, und weiß sich nicht anders zu helfen, als ihr Schicksal zu beklagen, mit Tönen, die allerdings direkt aus dem Himmel zu kommen scheinen, so schmerzensreich schön klingen sie, wie von einem verwundeten Engel entsendet. Didos Klagearie «When I am laid in earth» aus...
Die Hölle, das sind für den lärmempfindlichen Admiral Sir Morosus die Anderen. Der geliebte Neffe hat die Juristerei an den Nagel gehängt und sich eine Operntruppe nebst singender Gattin Aminta angelacht. Woraufhin der empörte Onkel ihn enterbt und seinen Lebensabend mit einer schweigsamen Frau verbringen will. Als brachiale Rosskur für den Alten wird eine tönende...
Eine Königin kehrt zurück. Doch nicht im Triumphmarsch betritt sie an diesem 19. August 1561 im schottischen Leith heimatliche Gestade. Sie kommt, begleitet von fürstlichen Frauen, frierenden Fräuleins und ernstgestimmten Edelmännern, als Witwe eines gut neun Monate zuvor verstorbenen Königs, der im Grunde nie zum König taugte. Ein Knabe von schwächlicher...