Und Du fändest Ruhe dort!
Die Dame hinter uns summt vernehmlich mit. In einer lutherischen Kirche ist das nicht ungewöhnlich, da gehört der Gemeindegesang so sehr zum Ritual eines Gottesdienstes wie das «Amen». Doch an diesem milden Frühlingsabend in der Rostocker Nikolaikirche wird keine Andacht gehalten – auf dem Programm steht ein «Musiktheater mit dem Liederzyklus von Franz Schubert und Wilhelm Müller, Fassung für Chor, Bariton und zwei Akkordeons von Gregor Meyer, mit Texten von Lena Reißner».
Dazu hat Regisseur Matthias Piro den Opernchor ins Publikum gesetzt, das sich um das zentrale Geschehen im Kirchenschiff an drei Seiten versammeln darf. In der Mitte ein Bettenlager (Ausstattung: Lisa Moro), das so oder ähnlich in einem Internat oder Internierungslager stehen könnte. Vielleicht gleicht es auch einem in dem Gotteshaus improvisiert aufgeschlagenen Notlazarett zu Zeiten des Krieges? Ein Bauzaun begrenzt dieses unwirtliche und offenbar jüngst verlassene Wohnheim.
Die Chormitglieder erheben sich nach und nach von ihren Plätzen, blicken durch die Absperrungen, entfernen ein Zaunelement und betreten die Schlafstatt. Bariton Grzegorz Sobczak intoniert Müllers Gedichtzeilen in Schuberts Vertonung mit ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Magazin, Seite 85
von Peter Krause
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