Zwischen großer Oper und Komödienstadel
Sie schleppt sich dahin, die Wiederentdeckung des Opernkomponisten Georg Philipp Telemann. Zwar steht immer wieder eines seiner Bühnenwerke auf dem Spielplan eines deutschen Opernhauses, doch belegen diese Aufführungen meist vor allem Unentschlossenheit – zwischen den Polen hausgemachten Ensembletheaters und historisierendem Spezialistentum hat sich bislang noch kein echter Telemann-Stil entwickelt. Das liegt natürlich auch an den Werken selbst.
Weil Telemann für sein bürgerliches Hamburger Publikum nicht nur hoch und niedrig, ernst und komisch, sondern auch die verschiedensten Stile seiner Zeit durcheinanderwürfelte, verlangt er von seinen Interpreten auch ganz andere Grundentscheidungen als beispielsweise Händel: Soll man die Werke nun als Unterhaltungsstücke mit leichtgewichtigen musikalischen Beigaben spielen oder ihnen durch Betonung der Versatzstücke der großen französischen und italienischen Oper mehr Tiefgang verleihen?
In seiner Aufnahme des «Orpheus», der bislang gelungensten Einspielung einer Telemann-Oper überhaupt, entschied sich René Jacobs für Letzteres: Mit größtmöglicher Farbigkeit in Orchester und Continuo, affektstarker Phrasierung und echten Opernstimmen wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Medien/CDs, Seite 25
von Jörg Königsdorf
Ein bemerkenswerter, ein großer Stoff von weltgeschichtlicher Relevanz – und eine bemerkenswert konzise Umsetzung. Wo andere – wie etwa Thomas Mann in seinem «Fiorenza»-Drama – mit breitem Pinsel den Kontrast ausmalen zwischen lebensbejahender Renaissance und dem asketischen, von religiösem Fanatismus geprägten Mönchstum Savonarolas, schafft Volker David Kirchner...
Hans von Bülow war immer gut für ein Bonmot. Mit seiner Formulierung von den drei «großen Bs» brachte er einst den Musikgeschmack einer ganzen Epoche auf den Punkt: Bach, Beethoven, Brahms. Drei «große Bs» sollten und sollen auch nächstes Jahr den Festtagen der Berliner Staatsoper Glanz verleihen, wobei das B von Berlin nicht einmal mitgezählt ist. Es reicht die...
Julia Lezhneva besitzt eine Stimme, die einen beim ersten Ton elektrisiert. Besonders wenn man das melancholisch-samtige Timbre slawischer Sängerinnen mag. «Sopran» steht auf dem Cover ihrer ersten Recital-CD. Dafür klingt die Stimme erstaunlich dunkel. Es ist eher ein leichter, beweglicher Mezzo mit Höhe: eine geborene Rossini-Sängerin, zumal die Koloraturen voll,...