Töte deine Träume
Nur zwei Zitate im Programmheft braucht es, um Susanne Øglænds «Eugen Onegin»-Inszenierung in Weimar zu verstehen: Das erste ist das Wort Oscar Wildes, nach dem «das Leben die Kunst weit mehr nachahmt als die Kunst das Leben». Ergänzend dazu Woody Allens «Das Leben imitiert nicht die Kunst, sondern schlechtes Fernsehen». Womit nicht gesagt sein soll, dass sich die junge norwegische Regisseurin vorrangig von zweifelhaftem TV-Genuss inspirieren ließ. Aber sie stellt das Zitathafte im Leben von Onegin, Tatjana und Lenski in den Mittelpunkt.
Dabei greift sie auf Eigentümlichkeiten des Puschkin-Textes zurück: Die Protagonisten seines Stückes haben ihre Gefühle nur ausgeliehen. Wenn etwas Entscheidendes in ihren Leben geschieht, nennen sie fast reflexhaft ein literarisches Vorbild; eigene Gefühle entstehen aus dem mehr oder weniger glücklichen Nachahmen von Vorgefundenem. Um die häufigen Ausflüge in solche Traumsphären von der Realität eines derben Veranstaltungssaales abzugrenzen, führt die Drehbühne die Figuren immer wieder zu einer Tapetenwand, vor der es sich herrlich duellieren oder in Waldprojektionen umherirren lässt.
Das schließt die Nahtstellen der Oper zusammen. Und es macht den ...
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