einzig überliefertes Portrait von Francesco Cavalli
Tableau mit weißen Flecken
Vor 450 Jahren kam in Cremona jener Mann auf die Welt, der – so will es die Legende – die Oper erfunden hat: Claudio Monteverdi. Sein 1607 in Mantua geschriebener «L’Orfeo» gilt als Geburtsurkunde des musikalischen Theaters im neuzeitlichen Sinn. Mit «Ulisse» (1641) und «Poppea» (1642) habe er sich als konkurrenzloser Großmeister der jungen Gattung verewigt. Doch wie haltbar ist dieses – auch im Jubiläumsjahr wieder vielstimmig beschworene – Image des einzigartigen Pioniers? Wer die italienische Musikgeschichte des frühen 17.
Jahrhunderts studiert, stößt auf eine höchst lückenhafte Quellenlage. Und kann, zumal in Venedig, einen Theaterkosmos entdecken, in dem womöglich Francesco Cavalli den Ton angab
Zu den wichtigsten Komponisten der frühen venezianischen Oper gehören Benedetto Ferrari und Francesco Manelli. Nie gehört? Kein Wunder, die Werke der beiden Herren sind nur in Librettodrucken dokumentiert. Musik zu den mindestens 15 Opern Ferraris und den mindestens 11 Opern Manellis hat sich nicht erhalten. Ob die beiden qualitativ «bedeutend» waren, weiß also niemand. Dennoch kann, ja sollte uns die geisterhafte Existenz der beiden die Augen öffnen. Die Quellenverluste in der ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Monteverdi und Cavalli, Seite 52
von Anselm Gerhard
Sie kann in wenigen Tönen das vollständige Psychogramm eines Charakters zeichnen. Schmerzhaft schön, bestürzend klar. Ob an der Bayerischen Staatsoper als Maddalena in Giordanos «Andrea Chénier» und als Elisabeth in «Tannhäuser» oder als Sieglinde in der «Walküre» der Salzburger Osterfestspiele. Anja Harteros ist eine Künstlerin, die mit der Stimme Figuren neu zu...
«Tannhäuser» strotzt von Melodien, die im Ohr haften, von wirkungssicher aufgebauten Chorälen, von einer Hymnik, die Jauchzen und Verzweiflung gleichermaßen umfasst. Er lebt, wie Carl Dahlhaus einmal schrieb, von «tönender Rhetorik». Man könnte auch sagen: Das Stück ist geradezu unverschämt auf Erfolg hin komponiert – und ohne Zweifel Wagners beliebteste Oper....
Für ihre Darstellung exaltierter Frauenfiguren wurde sie oft gefeiert. Nun triumphierte Nicole Chevalier an der Komischen Oper Berlin als Medea in Aribert Reimanns gleichnamigem Musiktheater: «Ihre souveräne Beherrschung der Partie verwandelt die vokale Artistik in ausdrucksvolle Gestik und verklammert sich eng mit ihrem Spiel – und nach zwei Stunden Dauereinsatz...
