Szenen einer Ehe

Strauss: Intermezzo an der Deutschen Oper Berlin

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Was einigen Experten als geistloses «Nebenprodukt» des großen Richard Strauss erscheinen mag, darf bei genauerem Hören und Sehen, wie jetzt durch Tobias Kratzers aufgeklärte Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin beglaubigt, durchaus Relevanz beanspruchen – als Kreation des autofiktionalen Sarkasmus eines Komponisten, der das Libretto zu seinem 1924 in Dresden uraufgeführten «Intermezzo» selbst schrieb. Die Novität seiner theatralen Formidee erklärt der Untertitel: «Eine bürgerliche Komödie mit symphonischen Zwischenspielen».

Acht orchestrale Miniaturen illustrieren, überhöhen, vertiefen die Handlung, zu der dem Regieteam eine tragende Bildidee eingefallen ist: Die obere der zwei Bühnenhälften wird zur breiten Fläche für das Live-Video zu den (von GMD Donald Runnicles beschwörend dirigierten) Zwischenspielen. So erscheint Strauss’ schillernde Instrumentierungskunst perfekt als Handlungselement ins Bühnengeschehen integriert.

Kratzer versetzt das Stück ins heutige Berlin. Auf der unteren leeren, nur mit einer schlichten Treppe versehenen Bühnenhälfte (Ausstattung: Rainer Sellmaier) steht, sobald sich der Vorhang hebt, ein echtes Taxi, das den Hofkapellmeister Robert Storch, ...

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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Wolfgang Schreiber

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