Suchflug über Neuland
Für Olga Neuwirth bedeutete Komponieren stets die Suche nach dem (faszinierend) Anderen, das Interagieren verschiedenster Kunstformen, kurzum: ein synästhetischer Brückenbau zwischen klassischer Musik, Film und Medien, Literatur, Architektur und Bildender Kunst.
All diese Elemente setzt sie auch in ihrem neuesten Werk «Orlando», das an der Wiener Staatsoper herausgebracht wurde, zu einem Puzzle von höchster Präzision zusammen, das hohe und scheinbar banale Idiome miteinander verknüpft, sich zuweilen in der Camouflage und Verfremdung übt, im Ergebnis zu einem schillernden Panorama der semantischen Vieldeutigkeit verdichtet.
Gleichsam wie ein diametraler Gegenentwurf zu Neuwirths kaleidoskopischem Laboratorium wirkt der Klangkosmos des dänischen Komponisten Hans Abrahamsen. Wo Neuwirth grelle, scharfe Linien zeichnet, versucht sich Abrahamsen in der Kunst der leise tönenden Magie, der konzisen Poesie, der musikalischen Anverwandlung von Natur. Insbesondere in seinem ersten Musiktheater «Snedronningen» (Die Schneekönigin), das im dänischen Original an der Königlichen Oper Kopenhagen uraufgeführt wurde und kurz darauf in englischer Übersetzung in München herauskam, üben diese ...
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Opernwelt Jahrbuch 2020
Rubrik: Uraufführung des Jahres, Seite 34
von Gerhard Persché
Sie kennen den Betrieb beide wie ihre eigene Westentasche. Hier Aviel Cahn, der während seiner Zeit als Intendant die Opera Vlaanderen in Antwerpen und Gent (2009–2019) mit mutiger Stückauswahl und ambitionierten Regiehandschriften international wettbewerbstauglich gemacht hat und dieses Prinzip seit Beginn der Spielzeit 2019/20 auch am (frisch renovierten) Grand...
Kein anderes Werk des Standardrepertoires weckt so viel geballtes Unbehagen wie Beethovens einzige Oper «Fidelio». Gibt man nicht gleich dem Komponisten selbst die Schuld, indem man dem Theaterfremden die Begabung zum Opernschreiben rundweg abspricht, so mindestens den beteiligten Librettisten, denen es selbst in drei Anläufen nicht gelungen sei, ein dramatisch...
In meiner Laufbahn als Dramaturg, Operndirektor und Intendant habe ich die ganze Spannweite möglicher Reaktionen auf Kritiken durchlebt: Manchmal war ich wütend und enttäuscht, wenn eine Regie, ein Dirigat oder eine sängerische Leistung meiner Ansicht nach ungerecht behandelt und mit einer oberflächlichen, wenn nicht gar kränkenden Bemerkung abgefertigt wurde....