Strauß: Die Fledermaus

Bonn

Es muss ja nicht gleich alles auf silvestertaugliche Nostalgiebilder hinauslaufen, die Strauß’ «Fledermaus»-Phantasmagorie aus der Spätphase der k. u. k.-Monarchie zur seligen Walzerparade verharmlosen, wenn der in Polka, Galopp und Dreischritt eingeschriebene Hintersinn des Stücks auf der Bühne Gestalt annehmen soll. Jene morbide Wiener Sozietät der Eisensteins, Falkes, Orlofskys & Co., die in souverän gespielter Heiterkeit und elegant maskiert am Abgrund taumelt bzw. auf dem Vulkan tanzt.

Jenes aus allen Ritzen des Librettos und der Musik drängende süße Gift, das die bürgerliche «Sitte» zugunsten allfälliger Libertinage außer Kraft setzt: Chacun à son goût. Aber man muss das champag­ner­selige Treiben auch nicht gleich ruhig stellen, um die Nachtseiten dieses «irrwitzigen Trugspiels» (Volker Klotz) in den Blick zu rücken.
Dass Entschleunigung im Fall der «Fledermaus» weniger zu kritischer (Selbst-) Erkenntnis als zu gepflegter Langeweile führt, hat Joachim Schlömer nun in Bonn vorgeführt. Bei seinem ersten Operetten-Regieversuch lässt er den ersten Akt vor einem knallroten, geschlitzten Hochflorteppich (Bühne: Jens Kilian) spielen, aus dem bald Alfred in Puszta-Outfit (bemüht: ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2006
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 49
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Donizetti: Rita ou Le Mari battu

Da streiten sich zwei Männer um eine Frau, nicht etwa, um sie zu gewinnen, sondern um sie loszuwerden. Denn die Frau ist die widerspenstige, herrschsüchtige Rita, Schankwirtin, respektive – in der Lausanner Inszenierung – Inhaberin einer zwielichtigen Strandbar. Sie hat den trotteligen Peppe geheiratet, nachdem ihr erster Ehemann, der Seemann Gasparo, für...

Auf den Spuren E. A. Poes

In Heidelberg hat sich die neue Intendanz entschieden, in jeder Saison «die spannendste neue Oper des letzten Jahres» zu präsentieren. Den Anfang macht man nun mit «Berenice», uraufgeführt bei der Münchener Biennale 2004 (siehe OW 7/2004). Der junge österreichische Komponist Johannes Maria Staud und sein Librettist, der renommierte Lyriker Durs Grünbein, haben sich...

Allzu vergnüglich

Der Tenor der Pausengespräche war eindeutig: Selten so gut unterhalten. Stimmt: Regisseur Johannes Schaaf lässt das Personal mindestens ebenso munter wirbeln  wie die Drehbühne. Das Timing stimmt, die Pointen da Pontes und Mozarts werden präzise umgesetzt. Schaut man sich zudem die historisierende Ausstattung von Stefan Aarfing an, fragt man sich, ob denn da noch...