Strahlen eines unbekannten Sterns

Klaus Heinrich Kohrs’ erhellender Essay über Camille Saint-Saëns

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Der Dichter sprach. Und er sprach in höchsten Tönen – von einem Komponisten, dessen Œuvre nur einem engeren Expertenkreis wirklich grundlegend bekannt, dessen Rang auch deswegen in der Musikgeschichte bis heute umstritten ist.

Für Marcel Proust, der in seinem Hauptwerk «À la recherche du temps perdu» hinlänglich seine Affinität zur Musik bekannte, bestand diesbezüglich kein Zweifel; für ihn war Camille Saint-Saëns ein «Herrscher über die Geister der Musik und des Gesangs«, ein Künstler, der «über alle Geheimnisse gebietet, selbst über das, jedem drohenden Annäherungsversuch rechtzeitig durch Flucht zu entkommen, immer unfassbar zu sein», kurz: ein Chamäleon, das sich auch in musikästhetischer Hinsicht kaum unter einen Hut zwängen lässt.

Klaus Heinrich Kohrs, renommierter Musikwissenschaftler mit veritabler Bruckner-Neigung und aus -gewiesener Kenner der französischen Musik (insbesondere der Opern des 19. Jahrhunderts von Berlioz und Meyerbeer bis Bizet und Massenet), hat nun im Wolke Verlag einen scharfsichtigpointierten Essay vorgelegt, der einiges Licht ins Dunkel bringt und sich anhand exzellenter Werkexpertisen dem «Phänomen» Saint-Saëns nähert. Überschrieben ist der schmale, ...

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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 30
von Virginie Germstein

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