Mittelwege
Anders als Schubert und Schumann hat der Liederkomponist Brahms keinen wirklichen Zyklus geschrieben, wenn man als Bedingung der Form eine lineare Dramaturgie voraussetzt. Am nächsten ist er ihr noch mit den «Romanzen aus Ludwig Tiecks Magelone» op. 33 gekommen.
Die Texte der fünfzehn sukzessiv in den Jahren 1861 bis 1868 entstandenen und in fünf Einzelheften veröffentlichten Lieder entnahm er Tiecks «Wundersamer Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter aus der Provence», der romantischen Bearbeitung eines spätmittelalterlichen, ursprünglich französischen, dann deutschen Volksbuchs.
Brahms löste die Texte aus der Vorlage heraus und vertonte die innigen, so schlichten wie fantastischen Liebesgedichte als musikalische Gebilde eigener Art, die mit ariosen, ja epischen Zügen das sonst von ihm favorisierte lyrische Strophenlied überformen. Ähnlich kühn sind nur noch seine allerdings ungleich populäreren «Vier ernsten Gesänge», entsprechend hoch und anspruchsvoll die Anforderungen an die Interpreten.
Wie es der Zufall will, sind gleichzeitig drei Neuaufnahmen erschienen, von denen aber keine wirklich überzeugen kann. Der niederländische Bariton Thomas Oliemans, ein ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 29
von Uwe Schweikert
In Teilen Moskaus herrscht Grabesstimmung. Die Musiktheaterszene der russischen Hauptstadt mag sich auch wenige Wochen nach der Entscheidung kaum mit dem Gedanken abfinden, dass der schier allgegenwärtige Valery Gergiev nicht nur Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, sondern fast zwangsläufig auch Co-Vorsitzender des Vorstands der russischen Theaterunion geworden...
Nun gut, wer bist du denn? – Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.» Mephistos kryptisch-dialektische Antwort auf Fausts Frage in Goethes Tragödie hat Generationen von Interpreten beschäftigt. Auch Michail Bulgakow, der das Zitat seinem satirischen Roman «Der Meister und Margarita» aus dem Jahr 1940 vorangestellt hat. Dort...
Rauchen, das weiß ein jedes Kind, ist ungesund. Aber stört das einen Oberpriester, der in direktem Kontakt mit der höchsten Instanz steht? Natürlich nicht. Also raucht Ramfis, dem Andreas Bauer Kanabas mit seinem markanten, grabesdunklen Bass furchterregende Präsenz leiht, eine nach der anderen. Scheint nicht gut drauf zu sein, der Mann, der natürlich auch kein...