Steile Thesen

Janáček: Katja Kabanowa GRAZ | OPER

Opernwelt - Logo

Wie war das noch gleich in Ingomar von Kieseritzkys «Mord in der Villa Massimo»? Malt da nicht ein frommer katholischer Künstler unentwegt Monstranzen – bis sich herausstellt, dass der Schlawiner immer nur das weibliche Genital damit gemeint hat? Vergleichbare Heuchelei, aber ohne ironischen Twist, stellt Anita Rutkofsky in ihrer Regie von Janáčeks «Katja Kabanowa» an der Grazer Oper aus: Sie siedelt das Stück kurz nach dem Ende der Sowjetunion unter orthodoxen Gläubigen an. Für Eleni Konstantatous variierten Einheitsraum stand die St. Petersburger St.

-Petri-Kirche Pate: Die Sowjets hatten sie zum Schwimmbad umfunktioniert, jetzt wird hier wieder gebetet – aber beileibe nicht nur: Im Schutz der Dunkelheit hat man hier auch schnellen Sex diverser Spielarten. Das passt zur «Königlichen Tür»: So heißt in der Ostkirche der zentrale Durchgang der Ikonostase, also jener Wand, die den Altarraum vom Kirchenschiff abtrennt. Die Tür steht hier offen: Perspektivisch gestaffelt bauschen sich zu beiden Seiten hin geraffte rosa-lila Vorhänge, die weitere Farben spielen. Wissentlich oder unwissentlich beten also hier alle zur Vulva, zur großen Mutter. Wer es ausspräche, wäre des Todes. Wie ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Walter Weidringer

Weitere Beiträge
«Nun fiedelt auf, Herr Spielmann!»

Braunschweig war einstmals eine musikalisch äußerst bedeutende Stadt. Ende des 17. Jahrhunderts hatte der kunstsinnige Herzog zu Braunschweig und Lüneburg Anton Ulrich (1633–1714) das Opernhaus am Hagenmarkt eröffnen lassen – und bald trieben sich illustre Persönlichkeiten wie der Hofdichter und Librettist Friedrich Christian Bressand (ca. 1670– 1699) sowie der vor...

Spielpläne 5/23

SPIELPLÄNE

P = Premiere ML = Musikalische Leitung I = Inszenierung B = Bühnenbild K = Kostüme C = Chor S = Solisten UA = Uraufführung 

Hier finden Sie alle Termine (Premieren sowie Repertoirevorstellungen) der Opernhäuser in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Von den anderen Häusern (Grenzländer zu Deutschland sowie Italien und ein paar andere) bilden...

Nur wer die Sehnsucht kennt ...

Rusalka» boomt. Allein im Südwesten Deutschlands steht Dvořáks populärste Oper in dieser Spielzeit in Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg auf dem Spielplan. Das Thema ist en vogue: Rusalka, die Nixe, die glaubt, im falschen Körper zu leben. Die mit einer anderen Identität aber auch nicht glücklich wird – das klingt nach 21. Jahrhundert. Kateryna Sokolova lässt sich...