Sonnenkönigskunst
Der fruchtbaren Zusammenarbeit der beiden wichtigsten Bühnenkünstler unter Ludwig XIV. – Molière und Jean-Baptiste Lully – haben wir eine eigene Gattung zu verdanken: die Comédie ballet. Im Falle der aktuellen Tourneeproduktion von «Monsieur de Pourceaugnac» präsentiert sie sich eher als Sprechtheater mit musikalischen Einschüben denn als Musiktheater mit eingeschobenen Dialogen. Für Barockmusik-Fans, die sich von den Namen William Christie und Les Arts Florissants nach Versailles locken ließen, mag das eine kleine Enttäuschung gewesen sein.
Nichtsdestotrotz lohnt sich der Besuch. Regisseur Clément Hervieu-Légers zieht zwar die Burleske der bissigen Ironie zu sehr vor – bei allem Witz ist das Stück eines von Molières grausamsten, der Titelfigur wird wirklich übel mitgespielt –, doch er versteht sich auf Rhythmus und Drive, hat überdies mit Gilles Privat als «Herr Ferkel» einen fabelhaften Schauspieler zur Hand. Das zehnköpfige Kammerensemble der Arts Florissants mit Christie am Cembalo fühlt sich mit Lully hörbar pudelwohl. Und die Sänger werden mit großem Geschick in die Handlung einbezogen. Fazit: ein etwas bescheiden dimensioniertes, doch durchaus erfrischendes Projekt.
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Magazin, Seite 84
von Christian Merlin
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Eigentlich ist diese DVD nicht rezensierbar. Denn der für die Bildregie verantwortliche Tiziano Manchini und sein Team haben die Aufführung des Dresdner «Freischütz» nicht in den Griff bekommen. Genauer: Sie sind an ihrem Dunkel gescheitert. Von der Wolfsschlucht sieht man so gut wie gar nichts, auch die anderen Szenen versacken. Zudem war die Kameraaufstellung...
Die Ponys hören zu. Erst eines. Ein Ganzton, dann ein Halbton aufwärts, lange und leise gehalten. Dann kommen fünf weitere dazu, schmiegen sich unter die Gesangsphrase ihres Herrn. Jedes hat seinen eigenen Rhythmus, seine eigene triolische Bewegung, seine eigene chromatische Linie. Alle sind genau in der Partitur notiert, im Bassschlüssel. Sechs Ponys, das sind...