So will es der Prophet
«Von Reformen, ganz enormen, träumen wir am Bosporus»: Nein, das ist nicht das neueste Schmähgedicht von Jan Böhmermann auf Recep Tayyip Erdogan, sondern die Forderung aus einem Istanbuler Damensalon des Jahres 1916. Obwohl die türkische Oberschicht in Leo Falls «Die Rose von Stambul» längst westlich denkt und empfindet, bedient man in Sachen Geschlechterverhältnis höchst widerwillig die islamischen Konventionen: Damen hinter Schleiern und Gittern, arrangierte Ehen. Braut und Bräutigam dürfen sich vor der Hochzeit nicht sehen, denn «so will es der Prophet».
Doch Konja Gül, schön, klug und stark, wehrt sich. Denn statt des ihr bestimmten Ehemanns Achmed Bey liebt sie den Schriftsteller André Lery, der für die Emanzipation der türkischen Frau kämpft. Was sie nicht weiß: Lery ist niemand anderes als Bey, der sich solche Dinge nur unter Pseudonym zu schreiben traut.
Mitten im Ersten Weltkrieg, da Österreich-Ungarn mit dem Osmanischen Reich verbündet war, geriet das Stück zum Welterfolg. Das Lehár Festival Bad Ischl macht es in diesem Jahr erneut hörbar. Dass es dort immer wieder unbekannte Operetten zu entdecken gab, ist auch ein Verdienst von Michael Lakner: Dreizehn Jahre lang war ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2016
Rubrik: Magazin, Seite 95
von Michael Stallknecht
Glückliche Kühe und glückliche Menschen auf grünen Wiesen vor schneebedeckten Bergen: So stellten sich die kultivierten Städter des 19. Jahrhunderts die Schweiz vor. Der Wiener Joseph Weigl (1766-1846), Patenkind Haydns, Schüler Salieris und Komponist von über 30 Bühnenwerken, hatte eine gute Nase, als er sich 1809 mit seinem Singspiel «Die Schweizer Familie» als...
Mich treiben heut’ beim Frühstück zwei ganz große Fragen um. 1) Wenn Donald Trump beim Bad im Selbstbräuner zu ertrinken drohte, würde ich ihn retten? 2) Was ist eigentlich heutzutage der Sinn und Zweck von Festivals? Antwort 1 lautet nein. Antwort 2 ist kompliziert.
Neulich hab ich irgendwo gelesen, dass Großbritanniens ältestes Festival – Three Choirs – ins Leben...
Was für ein Finale! Zum Ausklang der Spielzeit setzte das Teatro Real einen bemerkenswerten Schlusspunkt, mit einem gänzlich «unspanischen» Stück: Bellinis «Puritani». Es war weniger die Inszenierung Emilio Sagis, eines studierten Anglisten, die den Erfolg begründete – die Regie blendet die politisch-historische Dimension aus, interessiert sich allein für die...