Sirenenzauber
Was wäre die Oper ohne die Liebe, ohne Venus, Amor und die durch sie erregten widersprüchlichen Emotionen? Das fragen die Sopranistin Marie Perbost wie der Haute-Contre Cyrille Dubois in ihren Recitals und haben dafür die französische Barockoper während der langen Herrschaft Louis‘ XV geplündert, als sich gegenüber den zeremoniellen Tra -gödien Lullys ein neuer Geschmack durchsetzte. Beide Male steht Rameau im Zentrum, der zwischen seinem Operndebüt anno 1733 und seinem Todesjahr 1764 das französische Musiktheater beherrschte.
Um ihn herum leuchten zahlreiche Sterne, die zeigen, wie reich die damalige Ausbeute auf den Pariser Bühnen war – ganz zu schweigen von den Sternschnuppen, die schnell wieder vergessen wurden. Aufgelockert werden die Gesangs -szenen durch Instrumentalstücke, in denen sich beide Dirigenten und ihre Orchester – bei Perbost das der Opéra Royal Versailles unter Gaétan Jarry, bei Dubois das in diesem Repertoire einschlägig bekannte Budapester Orfeo Orchestra unter György Vashegyi – als glänzende Anwälte dieser fantasievollen, höchst originellen Musik bewähren.
Perbost eröffnet ihr Programm mit einem Air aus Rameaus «Castor et Pollux», in dem im magischen ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 24
von Uwe Schweikert
Marc-Antoine Charpentier zählt zu jenen Komponisten des französischen Frühbarocks, deren Werke nach dem Tod ihres Schöpfers ein tristes Schattendasein fristeten. Während sich etwa die Opern Jean-Philippe Rameaus einer zunehmenden Beliebtheit auch bei deutschsprachigen Häusern erfreuten, ließ man Charpentier gleichsam am langen Arm verhungern und nahm sich höchstens...
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Mozarts und Da Pontes Anti-Held – ist er ein erotischer Wüstling und Anarchist oder doch bloß Projektionsfläche seiner geschändeten Frauen? Am Staatstheater Kassel wird das zunächst nicht thematisiert. Denn im Fokus steht erst einmal die «Raumbühne» des Opernhauses. Hier dürfen Don Giovanni und seine Crew auftrumpfen oder müssen sie untergehen. Hausszenograf...