Freiheitskampf
Mozarts und Da Pontes Anti-Held – ist er ein erotischer Wüstling und Anarchist oder doch bloß Projektionsfläche seiner geschändeten Frauen? Am Staatstheater Kassel wird das zunächst nicht thematisiert. Denn im Fokus steht erst einmal die «Raumbühne» des Opernhauses. Hier dürfen Don Giovanni und seine Crew auftrumpfen oder müssen sie untergehen. Hausszenograf Sebastian Hannak und Intendant Florian Lutz haben das innenarchitektonische Schmuckstück, das als Überbrückung einer fälligen Generalsanierung der Bühnenmaschinerie errichtet wurde, «Antipolis» getauft.
Dort gelingt es Regisseur Paul-Georg Dittrich, das «Don Giovanni»-Personal zu extremer Spielintensität mit viel Handlungstempo zu steigern und von vielen Opernklischees zu befreien. Ob die «Gegenstadt» die Aufführenden eher konditioniert oder doch kreativ explodieren lässt, wird nicht immer klar. Jedenfalls liefert der Bühnenraum mit seinem schematischen Schachbrettmuster aus klobigen Schwarzweiß-Karos den radikalen Kontrapunkt zum Espressivo des dramma giocoso.
Das Staatsorchester, belebend und nuanciert geführt von Mario Hartmuth, agiert gleichsam medias in res. Das Publikum sitzt verteilt, sowohl im Parkett als auch auf ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Wolfgang Schreiber
Die Schwarzweiß-Fotografie im Programmheft zeigt eine hübsche junge Frau, Frisur und Kleidung ganz im Stil der frühen 1940-er Jahre. Sie lächelt jugendlich-frisch, leicht verlegen in die Kamera, und es fällt schwer zu begreifen, dass sie nur wenige Jahre nach der Aufnahme nicht mehr leben durfte – in den Tod getrieben von Nazi-Deutschland und seinen französischen...
Schnee liegt im Winter auf den Bergen rund um Erl, Schnee liegt auch auf der Bühne der Tiroler Festspiele, inmitten von allerlei brüchigem Mobiliar. Die kosmische Ordnung ist zertrümmert, der Frühling kehrt nicht wieder – so erzählt es Nikolai Rimski-Korsakow in «Snegurotschka», seit Mutter Frühling und Väterchen Frost miteinander das titelgebende «Schneeflöckchen»...
Das Leben auf einer Bohrinsel ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Zur körperlichen Schwerstarbeit kommt das Gefühl völliger Isolation, gegen das anzukämpfen hat, wer monatelang auf einem Stahlungetüm mitten im Meer von Freunden und Familie getrennt ist. Noch ungemütlicher freilich wird es, wenn dort ein raffgieriger Tyrann das Sagen hat. Barbora Horáková lässt...