Schweres Gerät

Verdi: I vespri siciliani an der Mailänder Scala

Opernwelt - Logo

Da draußen in der Ukraine ist noch immer Krieg. Nach mehr als einem Jahr erscheint bei so manchen Menschen die Dauerbetroffenheit darob schon etwas scheinheilig. Die Frage des Für und Wider in Sachen Panzerlieferungen von deutscher Seite spaltet die Gesellschaft. Umso undenkbarer erscheint die Möglichkeit einer rein affirmativen Inansichtnahme von «Kriegsgerät» auf den Bühnen dieser Welt.

Über den Schrecken des Zweiten Weltkrieges schreibt Adorno in seinen «Minima Moralia»: «Der Gedanke, daß nach diesem Krieg das Leben ‹normal› weitergehen oder gar die Kultur ‹wiederaufgebaut› werden könnte – als wäre nicht der Wiederaufbau von Kultur allein schon deren Negation –, ist idiotisch.» 

Nicht minder unverantwortlich ist es wohl, eine Produktion von Giuseppe Verdis «I vespri siciliani» (1855) durchgehen zu lassen, die ganz offensichtlich vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine konzipiert und schließlich durchgewunken wurde. (Nicht jeder kann mit dem Thema «Krieg» von der Bildebene her so virtuos und brutal ehrlich umgehen, wie Edward Berger, der Regisseur der zu Recht heuer gefeierten Remarque-Verfilmung «Im Westen nichts Neues».) So ist es aber nun am Teatro alla Scala geschehen. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Arno Lücker

Weitere Beiträge
Die barocke Nähmaschine läuft

Es war ein politisches Großereignis, als Maria Theresia, Infantin von Spanien, Louis, den Dauphin von Frankreich, heiratete, Ende 1744 in Madrid wie Anfang 1745 in Versailles. Obwohl zum ersten Termin noch der Ehemann fehlte, weil Louis sich, was nicht unüblich war, bei seiner eigenen Hochzeit vertreten ließ: An der Repräsentation wurde nicht gespart, mithin auch...

Der König taumelt

Was den Menschen fasziniert, sei es ein Naturwunder, außerirdische Phänomene oder (im günstigsten Fall) ein anderes Menschenkind, führt ihn meist über sich selbst hinaus. Faszination ist dann womöglich eine transzendentale Erfahrung, und vermutlich geschieht das, was Maurice Blanchot in einem philosophisch begründeten Satz zusammengefasst hat: «Wer auch immer...

Keine leichte Kost

1917, auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs und in den Straßen der vernarbten Städte sterben seit Jahren völlig sinnlos Millionen von Menschen, schreibt Walter Hasenclever ein bitterbös-gnadenloses Gedicht: «Die Mörder sitzen in der Oper!» Und kaum gewaltiger könnte der Unterschied zwischen den Sphären sein, die der Dichter in scharfschneidende,...