Schweres Gerät
Da draußen in der Ukraine ist noch immer Krieg. Nach mehr als einem Jahr erscheint bei so manchen Menschen die Dauerbetroffenheit darob schon etwas scheinheilig. Die Frage des Für und Wider in Sachen Panzerlieferungen von deutscher Seite spaltet die Gesellschaft. Umso undenkbarer erscheint die Möglichkeit einer rein affirmativen Inansichtnahme von «Kriegsgerät» auf den Bühnen dieser Welt.
Über den Schrecken des Zweiten Weltkrieges schreibt Adorno in seinen «Minima Moralia»: «Der Gedanke, daß nach diesem Krieg das Leben ‹normal› weitergehen oder gar die Kultur ‹wiederaufgebaut› werden könnte – als wäre nicht der Wiederaufbau von Kultur allein schon deren Negation –, ist idiotisch.»
Nicht minder unverantwortlich ist es wohl, eine Produktion von Giuseppe Verdis «I vespri siciliani» (1855) durchgehen zu lassen, die ganz offensichtlich vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine konzipiert und schließlich durchgewunken wurde. (Nicht jeder kann mit dem Thema «Krieg» von der Bildebene her so virtuos und brutal ehrlich umgehen, wie Edward Berger, der Regisseur der zu Recht heuer gefeierten Remarque-Verfilmung «Im Westen nichts Neues».) So ist es aber nun am Teatro alla Scala geschehen. ...
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Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Arno Lücker
Am Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine eine Oper, die vor dem Hintergrund der Eroberungsfeldzüge Ivans des Schrecklichen spielt: Georges Bizets «Ivan IV» aus der ersten Hälfte der 1860er-Jahre war ein lange Zeit glückloses Werk. Aufführungspläne scheiterten, der fünfte Akt blieb unfertig. Der bedeutende Bizet-Biograf Winton Dean stampfte das Libretto...
Selbstlob stinke nur dem Neider, soll Goethe gesagt haben. So nimmt man denn mit Schmunzeln zur Kenntnis, dass Claudia Behn Rezensionen zu ihrer Biografie über die Koloratursopranistin Rita Streich (1920–1987) gleich selbst verfasste: Dies wäre «ein wunderbares, interessantes und flüssig lesbares Buch, das sich auch als Weihnachtsgeschenk für Opernliebhaberinnen...
Der Feind kann Russland nicht brechen», dröhnt es einem auf der Zielgerade entgegen, normalerweise jedenfalls. Und: «Wir schmettern den Feind in den Staub.» Selbst ohne tägliche «Tagesschau»-Dosis sind diese letzten Minuten schwer erträglich, Sergej Prokofjew lässt hier Chor und Orchester heiß- und leerlaufen. An der Bayerischen Staatsoper dröhnt die Stelle auch,...