Schmerzlich
Diese Hölle stinkt nicht nach Schwefel. Höchstens nach Kabelbrand, ein bisschen auch nach abgestandenem Dramaturgenschweiß. Und sie beherbergt keine quälgeistigen Teufelchen, sondern Männer in T-Shirts, die mit Tafeln «Applaus!» befehlen, auf dass die Studiogäste von «Hercool TV», besonders der fitnessgestählte Namensgeber, gebührend bejubelt werden. Bei Euripides hieß so etwas Satyrspiel. Bei Peter Konwitschny ist es eine Fernseh-Show. Vorhersehbar dieser theatrale Knalleffekt, mit dem sich einer der wichtigsten Ideenspender der Opernregie wieder auf seiner Spielwiese tummelt.
Doch was im bitterbösen Autodafé von Verdis «Don Carlos» oder im Unterbrechen von Wagners «Meistersingern» verstörte und erhellte, verpufft bei Glucks «Alkestis»: Diese grell gemeinte Medienkritik bringt niemanden mehr auf 180.
Es ist die erste echte große Neuproduktion seit Konwitschnys Amtsantritt als Chefregisseur der Oper Leipzig, bislang hatte er dort meist frühere Erfolge aufgewärmt. Und es ist der Auftakt zu einem ehrgeizigen Großprojekt: 2013, wenn sich alle Welt zum Wagner-Jahr in den «Nibelungen»-Overkill stürzt und sich gegenseitig Wotane und Siegfriede abspenstig macht, hält Leipzig dagegen. Mit ...
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Peter Eötvös gehört zu der Handvoll lebender Komponisten, die es schaffen, unsere Opernhäuser in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Stücken zu versorgen, die auf breite Zustimmung stoßen und sogar nachgespielt werden. Das funktioniert deshalb so zuverlässig, weil Eötvös weder ein Revoluzzer der Form noch des Klangs ist. Seine Musik ist stets von edelster Delikatesse,...
Die letzte erfolgreiche «Aida» an Covent Garden liegt lange zurück. Die Inszenierungen von Jean-Pierre Ponnelle, Elijah Moshinsky und Robert Wilson in den vergangenen 25 Jahren kamen beim Publikum nicht gut an, Ponnelles und Wilsons Produktionen brachten es nicht einmal zu einer Wiederaufnahme. Nun gelang es David McVicar mit seiner neuen, wenn auch höchst...
