Schmerzhaft schön
Der Applaus vom Band brandet noch vor dem ersten Akkord auf und wiederholt sich, während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, in einer Endlosschleife. Eva-Maria Höckmayrs Inszenierung beginnt mit dem Ende der Oper. Der letzte Vorhang ist bereits gefallen. Hinter den Kulissen verharrt die Darstellerin der Tosca im blutbefleckten weißen Kleid neben der Leiche ihres Geliebten. Als die Musik einsetzt, schrickt sie zusammen, als würde ein schmerzhaftes Trauma in ihr wachgerufen.
Unfähig, aus ihrer Rolle auszusteigen, durchlebt Floria Tosca – als stumme Beobachterin – nochmals die Leidensstationen des Dramas. Wie somnambul irrt sie über die von Julia Rösler entworfene Drehbühne, deren mit Versatzstücken römischer Sakralbauten bemalte Kulissen sich kaleidoskop-artig zu einem perspektivisch verschobenen Kirchenraum verschränken. Die Regie folgt dabei ausschließlich ihrer Perspektive.
Es ließe sich trefflich darüber streiten, ob die Idee, die Titelheldin in Darstellerin und Bühnenfigur aufzuspalten, tatsächlich notwendig ist, und ob diese Doppelbödigkeit das Stück inhaltlich eher erhellt oder psychologisch überfrachtet. Doch die grandiose Bildermacht, die Höckmayrs Regie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
«Wie war zu Cölln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem! Denn, war man faul, man legte sich hin auf die Bank und pflegte sich.» So eröffnete August Kopisch sein bekanntestes Werk, das Gedicht «Die Heinzelmännchen zu Köln». Dabei hatte Kopisch wirklich Interessanteres vorzuweisen: Landschaftsgemälde etwa von seinem mehrjährigen Aufenthalt in Neapel, ein...
Der erste «Walküre»-Akt kommt einem «Kommando zurück!» gleich. Richard Wagners liebende Geschwister hatte «Rheingold»-Regisseur David Hermann in seinem Blick voraus verzückt übereinander herfallen lassen (siehe OW 9-10/2016). Nun strafte «Walküren»-Regisseur Yuval Sharon die Zukunftsvision seines Kollegen Lügen. Zurückhaltender ward die Liebesszene selten...
Synergien, modifizierte Neuauflagen, neue Zugänge – der Buchmarkt ist um einige Musiklexika reicher geworden. Dass die Pressemitteilungen dazu manchmal vollmundiger daherkommen als das, was der Leser tatsächlich vorfindet, liegt in der Natur des Geschäfts. So soll das von Arnold Jacobshagen und Elisabeth Schmierer herausgegebene «Sachlexikon des Musiktheaters»...