Rossinis «Turco» als Doppelpack in München
Das Gütesiegel «Festspielpremiere» ist unverdient. Christof Loys Hamburger Inszenierung des Rossini’schen «Turco in Italia» wurde in München durch den Assistenten und «Spielleiter» Benedikt von Peter einstudiert. Loy selbst probte derweil in Salzburg Haydns «Armida». Weder die kaum mehr als durchschnittliche Sängerbesetzung noch die laue Charakterzeichnung noch das Timing in der Situationskomik erreichten Staatsopern-Niveau, sieht man ab von Selbstläufereffekten wie den aus einem Wohnwagen quellenden Choristen, fliegenden Teppichen oder anderen coups de théâtre.
Da kann Simone Alaimo noch so sehr den Macho mimen und Carlos Chausson die Karikatur eines Ehemanns geben. Der Männerchor liegt nicht nur dekorativ
Fiorilla (Alexandrina Pedatchanska, Foto) zu Füßen, sondern darf beim Ball auch zum Teil die Damen spielen: in wirkungsvollem Fummel und exzentrisch choreografiert von Jacqueline Davenport. Wenn Münchens «kleinstes Opernhaus» in der Pasinger Fabrik zeitgleich in einer witzigen deutschen Digest-Fassung mit der bestechend singenden und spielenden Operndebütantin Irina Prodan die ungleich bessere Fiorilla besitzt als die opulent ausgestattete Bayerische Staatsoper, reibt man sich ...
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