Surreale Reise
Das Autorenkollektiv Soeren Voima grenzt sich vom «Theater der großen Texte» ebenso ab wie vom kritischen Theater mit seinem «leer laufenden Protestiergestus», der «die soziale Realität nur klischeehaft wiedergibt». Der Stoff des Stückes «Herr Ritter von der traurigen Gestalt», Anfang 2006 am Staatstheater Stuttgart uraufgeführt, ist mit Bedacht gewählt.
Cervantes’ Don Quijote alias Herr Ritter, Filialleiter im Ruhestand, zeigt den Dramatikern wie von selbst den Weg, auf dem sie die Probleme deutscher Theaterpraxis elegant umschiffen und doch zur Realität Stellung beziehen können. «Die größte Kunst besteht darin, ohne Grund unsinnig zu werden», lautet der wohl berühmteste Satz der Romanvorlage.
Dass Don Quijote stets eine als Romanheld verkappte Theaterfigur zu sein schien, deren Traumwelt in ihre vom Realitätsprinzip durchdrungene Umgebung hineinschwappt, hat in allen Zeiten zu immer neuen Theateradaptionen geführt. Ein edler Ritter in einer gänzlich unritterlichen Welt: Es muss das tendenziell Surreale der Figur sein, welches Theater- und Opernmacher (Purcell, Paisiello, Telemann, Massenet) vieler Epochen faszinierte. Mit der Poetisierung der Wirklichkeit steckt der ...
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