Poulenc: Gespräche der Karmeliterinnen
Sie sind der Schrecken jedes Kostümbildners: Die textile Variationsbreite in Francis Poulencs «Gespräche der Karmeliterinnen» beschränkt sich in der Regel auf den Zuschnitt des Nonnenhabits. Dass ausgerechnet am Schweriner Theater an dieser Werkkonvention gerüttelt werden würde, war kaum zu erwarten: Angesichts einer nach wie vor prekären finanziellen Zukunft (feste Mittelzusagen gibt es bislang nur bis Ende dieses Jahres) ist es schon ein Verdienst, wenn überhaupt eine Oper des 20. Jahrhunderts auf dem Spielplan erscheint.
Etwas genauer hätte Regisseur Matthias Oldag allerdings schon hinschauen können: Er zeigt zwar den kargen klösterlichen Alltag der Frauen vom Berge Karmel, findet aber keine Bilder für ihre zwischen Sentimentalität und mystischer Verzückung oszillierende Glaubenswelt. Statt den Gegensatz zwischen der unschuldigen, bewusst naiven Frömmigkeit der Nonnen und dem menschenverachtenden Rationalismus des Staates freizulegen, belässt es Oldag beim bloßen Politprozess gegen die Märtyrerinnen: Auf einer Leiste in halber Höhe des Bühnenraums wird an etliche Fälle erinnert, in denen Menschen für ihre Überzeugung sterben mussten – von Jesus über Sophie Scholl bis zu ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Sie hielt vor allem das 18. Jahrhundert in Atem. Sie verzauberte Komponisten und Librettisten gleich reihenweise. Allein in den letzten drei Jahrzehnten, zwischen 1771 und 1796, sind fünfundzwanzig Vertonungen zu verzeichnen, die ihr huldigen: Andromeda, die Gefesselte und von Perseus Befreite. Der dem Mannheimer Kreis zugehörige Cannabich widmete ihr ein...
«Le Balcon», beschwor Jean Genet anlässlich der Uraufführung seines Schauspiels den Regisseur Roger Blin, solle nicht als Satire gespielt werden. Denn nicht literarische Absteige ist das Bordell der Madame Irma, sondern Großes Welttheater in Form einer «Verherrlichung der Erscheinung und der Spiegelung» (Genet).
Exakt dies hatte Péter Eötvös bei seiner Umformung...
Ein Zyklus von sieben Teilen mit 29 Stunden Spieldauer: Neben Karlheinz Stockhausens «Licht – Die sieben Tage der Woche» schrumpft Wagners «Ring» fast auf Einakter-Format. Nach der Vorstellung einzelner Tage in Mailand und Leipzig und der konzertanten Präsentation zahlreicher Szenen harrt das jüngst vollendete Riesenwerk jetzt einer Gesamtaufführung. Für sie...