Lockruf aus Las Vegas
Was deutsch und echt, scheint manchem Engländer noch immer verdächtig. Vor allem die «Tabloids», die Boulevardzeitungen, lassen kaum eine Gelegenheit aus, den Teutonen verbal eins aufs Haupt zu geben, sei’s beim Fußball, sei’s gar beim bayerischen Papst. Die respektlos-flapsige Headline der «Sun», «From Hitler youth to Papa Ratzi», hat in Deutschland böses Blut gemacht.
Nicht neu, aber unter diesen Umständen auch nicht überraschend wäre es gewesen, wenn Phyllida Lloyd bei ihrer modernen «Ring»-Exegese an der ENO auf diese «Erbfeindschaft» abgehoben hätte.
Speziell in «Götterdämmerung» (bzw. «Twilight of the Gods», in Jeremy Sams’ respektlos-direkter Übersetzung): Leni Riefenstahls «Triumph des Willens» hätte sich als Zitat etwa für die Versammlung von Hagens Mannen vorzüglich geeignet. Doch erfreulicherweise keine Spur davon; eher scheinen die Krieger einem amerikanischen Science Fiction-Film entsprungen. Wie ihr Boss sie als eine Art Darth Vader zu den Klängen der im Zuschauerraum verteilten Stierhörner zu den Waffen ruft, ist beklemmend. Urplötzlich freilich präsentieren die schwarzen Schemen sich zum Empfang von Gunther und Brünnhilde in bunten T-Shirts. Ein Coup.
Ein anderer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Wer ein Schloss bewohnt, verkörpert zwangsläufig ein Stück Tradition. Man trägt also Louis Quinze beim Marchese della Conchiglia (ein Hoch auf die edel genähten Rokoko-Kostüme von Jens Hübner), möchte heute aber auch im Schlosstheater Rheinsberg auf die Annehmlichkeiten der Moderne nicht mehr verzichten. Als da wären Sonnenbank, Hometrainer, höllisch rote Pumps und...
Stockhausen ist einer der großen Pioniere der elektronischen Musik. Seine Platten werden in England unter der Sparte Pop verkauft, und so manche berühmte Band hat sich besondere Effekte beim großen Meister abgelauscht. Wer Pink Floyd oder The Mothers of Invention liebt, wird sich auch in den Klängen von Stockhausen zurechtfinden. Für mich war die Begegnung mit...
Mozarts Briefe – man glaubt sie zu kennen, und kennt sie doch nicht. Oft wurden die «Häsle Bäsle» Briefe zitiert oder die verzweifelten Versuche des Sohnes, den Vorwürfen seines Vaters zu begegnen. Immer wieder sind sie Stoff für innovative Theaterprojekte, daneben auch Forschungsgegenstand der Musikwissenschaft, die aus Mozarts Äußerungen zu musikalischen Fragen...