Pastloser Strich, pauschaler Schmiss
Vor gut drei Jahren machte Daniel Barenboim dem liquiden Teil seiner globalen Fan-Gemeinde eine kühne Offerte: Binnen vier Wochen dirigierte er an der Berliner Staatsoper zweimal alle zehn autorisierten Wagner-Opern. Vom «Holländer» zu «Parsifal» in Marathonmanier. Der sportive Ehrgeiz des Maestros erwies sich damals als Marketing-Coup: Um die immense Nachfrage nach Karten zu befriedigen, hätte Barenboim locker drei oder vier Komplett-Zyklen anbieten können. Knapp vier Millionen Euro brachte der Kraftakt extra ordinem ein.
Die Rechnung ging auch in künstlerischer Hinsicht auf: Die Staatskapelle zeigte sich vom ersten bis zum letzten Ton der je vierzigstündigen Wagner-Dienste in blendender Verfassung, inspirierte die Akteure auf der Bühne immer wieder zu Höchstleistungen.
Das Unternehmen war nicht zuletzt als Abschiedsgeschenk für Harry Kupfer und Hans Schavernoch gedacht. Schließlich hatten sie während der Neunziger als Chef-Animateure im Wagner-Club Unter den Linden gewirkt. Nach dem gemeinsam in Bayreuth realisierten Laser-«Ring» hatte Barenboim das Duo sogleich für die szenische Betreuung seiner Berliner Wagner-Serie angeheuert, zu der selbstredend auch eine neue Version des ...
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