Ossian könnte vor Neid erblassen
Wie geht man – auf direktem Weg zum Weltstar – heute ein wichtiges Rollendebüt an? Rolando Villazón hatte vor drei Jahren mit dem Regisseur Paul-Emile Fourny, seit 2001 auch Intendant der Opéra de Nice, beim Festival von Antibes in «Lucia di Lammermoor» zusammengearbeitet. Man verstand sich gut, Villazón versprach Nizza eine «Werther»-Premiere – ohne zu wissen, dass diese sein Debüt werden würde: «Ich dachte, ich hätte den dann schon vorher gepackt.» Die Tenorgeschichte ist anders verlaufen.
Der aufgehende Stern debütierte stattdessen als Don Carlos, Hoffmann und Don José, musste sich an vielen bedeutenden Häusern in bereits bekannten Partien, allen voran seiner Parade- und Durchbruchsrolle als Rodolfo, vorstellen.
Und so hatte nun das vergleichsweise intime Haus in Nizza das Recht der ersten Werther-Nacht. Villazón sah es mit durchaus gemischten Gefühlen. «Auch hier ist man natürlich nicht in der Steppe, jeder der da sein muss, ist da.» In der winterlich sonnigen Côte d’Azur-Metropole war der Erwartungsdruck sogar besonders groß. Sänger dieser Kategorie gastieren hier selten, und so wurde Villazón gleich zum «Tenor des 21. Jahrhunderts» ausgerufen. Der nun erstmals seine letzte ...
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